Panzerfestung Kronprinz
Feste Kronprinz - deutsche Panzerfestung bei Metz
Die deutsche Festung Kronprinz (frz. Groupe fortifié Driant) gehörte Anfang des 20. Jahrhunderts zu den modernsten Panzerfestungen des deutschen Kaiserreichs. Ihr Bauplan folgt einem neuen Festungskonzept, welches erst wenige Jahre zuvor von den Festungsbauingenieuren des Kaisers Wilhelm II. erarbeitet wurde. Man bezeichnete solche Festungsanlagen seinerzeit auf "Feste".
Die Festung gehört zum zweiten Festungsring rund um Metz und befindet sich knapp zehn Kilometer südwestlich von der Stadt. Etwas weiter nördlich, in rund fünf Kilometer Entfernung, befindet sich die Feste Kaiserin. Und 4,5 Kilometer weiter südlich die liegt die Feste Haeseler - eine zweigeteilte Festungsanlage mit ihren Werken Sommy und St. Blaise. Die Feste Kronprinz wurde zwischen 1899 und 1905 am Rand eines Plateaus zwischen den Tälern der Mosel und das Mance errichtet. Sie hatte die Aufgabe, die in der Nähe befindlichen Straßen nach Verdun und die verschiedenen Verkehrswege entlang der Mosel zu schützen - also den Fluss selbst, die Eisenbahnlinie Metz-Nancy und die beiden in der Nähe befindlichen Straßen, die ebenfalls nach Nancy führen. Bei dieser Aufgabe wurde sie gedeckt von den beiden bereits erwähnten Festungen Kaiserin und Haeseler.
Lageplan der Festung Kronprinz bei Metz
Kern der Anlage ist eine mächtige, 150 Meter lange und zweigeschossige Kriegskaserne im westlichen Teil der weitläufigen Festungsanlage. Sie diente als zentrale Unterkunft für Mannschaften und Offiziere. Gleichzeitig war sie aber auch das Herz der Festung, weil hier die Kommandozentrale untergebracht war. Von hier aus konnte man – geschützt durch gepanzerte Beobachtungskuppeln – das Feuer der nahe gelegenen Panzerbatterien lenken. Die Kaserne selbst ist geschützt durch einen sich umgebenen Verteidigungswall mit Grabenstreichen, Bereitschaftsräumen und gepanzerten Wachtürmen. Die nahe gelegenen Panzerbatterien konnten durch gut geschützte, unterirdische Hohlgänge erreicht werden. Die Rückseite der Kriegskaserne – die Kehlseite – wurde durch ein Kehlblockhaus und zehn Verteidigungsschnecken aus Stahl geschützt plus natürlich die obligatorischen Drahthindernisse und einen kaum zu überwindenden Metallzaun, der typisch ist für die Festungen rund um Metz.
Die Feste Kronprinz verfügt insgesamt über vier Artilleriewerke – sogenannte Panzerbatterien. Sie befinden sich symmetrisch angeordnet an den Flanken der Kriegskaserne und verfügen über jeweils drei Geschütztürme mit Panzerkuppel. Zwei von ihnen waren mit einer 10-cm-Kanone bestück und die weiteren zwei verfügten über 15-cm-Haubitzen. Siehe: Panzertürme deutscher Festungen. Die Reichweite der Geschütze betrug zwischen 7.200 und 10.800 Metern. Um den Schutz des Moseltals zusätzlich zu erhöhen, wurde eine weitere (also fünfte) Panzerbatterie etwas vierzig Meter unterhalb des Plateaus und eigentlich außerhalb der Kernfestung errichtet. Abgeleitet von ihrer Aufgabe wurde sie als Moselbatterie bezeichnet. Man stattete sie mit zwei 10-cm-Kanonen und gepanzerten Beobachtern aus.
Unabhängig von der Zentralkaserne und den angesprochenen Panzerbatterien positionierte man auf dem Festungsgelände weitere und kleinere Infanteriewerke. Sie deckten die nördliche (also rechte) bzw. die südliche (somit linke) Flanke, wurden durch Schnecken aus Stahl beschütze (plus Drahtverhaue und den obligatorischen Metallzaun) und verfügten über gepanzerte Beobachter. Die gesamte Anlage war mit unterirdischen Gängen verbunden. Sie führten auch zu diesen Infanteriewerken, so dass man innerhalb der Kaserne jeden Ort gut geschützt erreichen konnte, ohne die Oberfläche betreten zu müssen.
Eine Besonderheit der Festung, die sie auch von den anderen Befestigungsanlagen des zweiten Festungsrings abhebt, ist das wuchtige Eingangstor. Man erreicht es über einen recht zügig ansteigenden Zufahrtsweg, vorbei an der Abzweigung zur Moselbatterie und einem den Zugang zur Festung schützenden Blockhaus.
Die Feste Kronprinz im Ersten und Zweiten Weltkrieg
Ironie der damaligen Zeit: Die Feste Kronprinz (wie die übrigen Festungen rund um Metz auch) wurden errichtet, um im Fall einer erneuten kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Frankreich ein Vorrücken der Franzosen aufzuhalten. Obwohl während des Ersten Weltkriegs ganz in der Nähe bei Verdun die heftigsten Kämpfe tobten, gaben die meisten Festungen rund um Metz keinen einzigen Schuss ab. Einzig die Feste Kronprinz war hier eine Ausnahme ... mit einer einzigen Granate.
Im Gegensatz dazu wurde um die Feste Kronprinz 1944 stark gerungen. Hier fanden die heftigsten Auseinandersetzungen zwischen der deutschen Wehrmacht und den US-Truppen statt, die später als Kampf um Metz in die Geschichte eingingen:
Seinerzeit versuchte die 3. US-Armee unter dem Befehl von General Patton anfangs recht erfolglos die Stadt einzunehmen. Den Deutschen standen als einzige Artilleriewaffen die Geschütze der Moselbatterie der Feste Kronprinz zur Verfügung, mit der sie den Moselübergang beherrschten und den Amerikanern schwere Verluste zufügten. Um das Blatt für die US-Boys zu drehen, überflogen am 27. September 1944 US-Bomber die Festung und deckten sie mit Spreng- und Napalm-Bomben ein. Dann versuchten sie der Anlage näher zu kommen – wurden aber von den Drahthindernissen aufgehalten. Auch der zweite Angriff einige Tage später blieb wegen der erbitterten Gegenwehr der Wehrmacht erfolglos. Die Amerikaner verloren bei diesen Angriffen über 500 Soldaten. Auch weitere Angriffe brachten nicht den gewünschten Erfolg für Patton, was dazu führte, dass er beschloss, Metz mit seinen Truppen weiträumig zu umgehen. Die spätere Niederlage der Festung wurde verursacht, weil im Oktober 1944 das Oberkommando der Wehrmacht ihre Offiziere und Unteroffiziere von Metz abzog. Die Kapitulation der Restbesatzung der Feste Kronprinz folge Anfang Dezember des Jahres.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Feste Kronprinz von der französischen Armee übernommen. Die benannten die Festung um: Namensgeber ist bis heute der französische und bei Verdun gefallene Schriftsteller Émil Auguste Cyprien Driant (1855-1916).
Rundgang durch die Feste Kronpinz
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Rund um die Infanterie- und Artilleriewerke der Feste Kronprinz befinden sich solche Matallzäune. Sie stehen meist nur wenige Meter vor dem Werk und sollten eindringende Soldaten als letzten Schutz davon abhalten, direkt an die Werke zu gelangen. Schafften es diese allerdings bis hierher, hatten sie zuvor den anderen Verteidigungsanlagen und die Drahthindernisse überwunden.
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Der Zugang zur Festung musste besonders geschützt werden. Also errichtete man auf dem Zugangsweg zur Feste dieses kleine Außenwerk. Ganz in der Nähe befindet sich obendrein eine Schnecke aus Stahl und natürlich die obligatorischen Drahthindernisse. Das Werk selbst war geschützt durch einen Metallzaun, der hier niedergerissen wurde.
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Eines der Werke der Festung - stark in Mitleidenschaft gezogen durch die schweren Kämpfe im Jahr 1944. Obwohl die Grabenstreiche aus Stahlbeton errichtet wurde, brach sie in zwei Hälften, was auf eine enorme Detonation im direkten Umfeld schließen lässt (... ist allerdings nur eine Vermutung von mir - es kann sich auch um eine interne Sprengung nach Ende der Kampfhandlungen handeln).
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