Einblicke in einen Regelbau 108b

Der Regelbautyp 108b ist ein 12,9 x 13,6 Meter großer Bunker mit zwei Kampfräumen und einem zentralen Aufenthalts- bzw. Bereitschaftsraum. Die Ausbaustufe „b“ steht in diesem Fall für „neu“ und bedeutet eine Wand- und Deckenstärke von zwei Metern. Dieser Bunker widerstand damit den Einzeltreffer eines 28-cm-Artilleriegeschütztes oder den Massentreffen mehrerer 22-cm-Geschütze. Die Decke des Bunkers konnte einer 500 kg-Bombe standhalten.

Dem Bauschema des Regelbaus 108b folgend entstanden zwischen 1936 und 1940 insgesamt 226 Bunker des Westwalls. Etliche von ihnen sind in der näheren Umgebung von Aachen zu finden – 161 davon errichtete man im Saarland. Die Bauzeit dieses Bunkers betrug nur sechs Wochen und wurde vom Militär meist als Auftragsarbeit an ortsansässige (und mit Sicherheit auch Linientreue) Bauunternehmer vergeben.

Der Regelbau 108b war für insgesamt zwölf Soldaten ausgerichtet – einem Offizier, zwei Unteroffiziere und neun Mannschaften. Der zentrale Aufenthalts- und Bereitschaftsraum diente ihnen zum Schlafen, und er war tagsüber die Zentrale des Bunkers. Die dort installierten Feldbetten konnten mit Seilen oder Ketten an der Wand befestigt werden, damit die Soldaten mehr Platz hatten.

Obwohl es einen Vorratsraum für Lebensmittel und Getränke gab (eiserne Reserve für sieben Tage), verfügte der Regelbau 108b über keine gesonderte Küche. Wenn man etwas aufwärmen wollte, musste das mittels des eigenen Kochgeschirrs auf dem einzigen Ofen des Bunkers erfolgen, der ebenfalls im Bereitschaftsraum installiert war. Warme Verpflegung wiederum musste täglich von einem Soldaten von der naheliegenden Feldküche geholt werden. Das war für die Wehrmacht praktisch und günstig. Denn so ersparte man sich die Investition in Küchen in die Vielzahl aller Bunker des Westwalls und es war viel praktischer sowie kostengünstiger, alle Soldaten von zentralen Feldküchen aus zu versorgen.

Und ja, richtig bemerkt. Der Regelbau 108b verfügt auch über keine Toilette. Die Soldaten mussten die Notdurft vor der Tür erledigen ... oder sich dies verkneifen.

Als Hauptbewaffnung des Regelbaus 108b dienten zwei schwere Maschinengewehre, die in der MG-Kasematte und im MG-Schartenstand platziert waren - siehe Räume (2) und (3) im Grundriss des Bunkers. Diese beiden Kampfräume konnten je nach Standort des Bunkers ohne nennenswerte architektonische Änderungen um bis zu 90 Grad in die gewünschte Richtung ausgerichtet werden. Unabhängig davon wurden die beiden Kampfräume jeweils durch eine schwere, mehrere Zentimeter dicke Stahlplatte (sog. Panzerbauteile) vor feindlichem Beschuss geschützt. Sie wog je nach Abmessung bis unglaublichen zu 18 Tonnen. Eine Besonderheit des Regelbaus 108b war Beobachtungsraum/-posten. Dem nebenstehenden Grundriss ist zu entnehmen, dass es sich dabei eigentlich um einen innenliegenden Raum handelt. Die Rundumsicht wurde durch ein Sehrohr sichergestellt, wie man es eigentlich von U-Booten her kennt. Es gibt einige Bunker, die über einen solchen Ausguck verfügen.

Der Eingang zum Bunker befand sich (sinnvollerweise) auf der Rückseite und wurde durch eine MG-Flankierungsanlage gesichert. Das war ein Vorsprung des ansonsten (fast) rechteckigen Bunkers. Hier befand sich meist ein leichtes Maschinengewehr zur Abwehr von Angriffen auf den Zugang des Bunkers.

Der Munitionsvorrat umfasste 40.500 Schuss für die schweren und weitere 22.500 Schuss für das leichte Maschinengewehr. Er wurde im Munitionsraum gelagert - das ist der Raum (5) im nebenstehenden Grundriss. Dieser Munitionsvorrat sollte laut Dienstvorschrift theoretisch für fünf Tage mit Kampfhandlungen ausreichend sein. Es zeigte sich jedoch schnell, dass das bei schwerer Kampfhandlungen, in die diese Bunker zum Ende des Krieges durchaus verwickelt waren, viel zu wenig an Munition war. Nicht selten ging den Bunkern nach kurzer Zeit die Munition aus, was sie Handlungsunfähig machte. Die Angreifer konnten diese Wehrlosigkeit dann häufig nutzen, um sich dem Bunker zu nähern und mit schwerem Gerät die Eingänge (also auch die Luftzufuhr) zu verschütten. In dem Fall blieb den Soldaten im Inneren nur ein Einkommen durch den Notausstieg - siehe die kleine Ausbuchtung des Bunkers auf der rechten Seite.

Natürlich waren alle Bunker des Westwalls – also auch der Regelbau 108b – gegen Gasangriffe geschützt. Im Bunker wurde über eine manuelle Lüftung ein leichter, permanenter Überdruck erzeugt. Wie das geschah? Ganz einfach: Mindestens ein Soldat musste permanent die Belüftungsanlage bedienen – also kurbeln, um den Innenraum mit Frischluft zu versorgen. Und im Fall eines Gasangriffes konnte man eigens bereitgestellte Kohlefilter an die Belüftungsanlage anschließen. Darüber hinaus konnte man sich eintretende Soldaten bei entsprechenden Angriffen in einem dem Bereitschaftsraum vorgelagerten Gasschleuse durch waschen dekontaminieren.

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