Wer war André Maginot?

Strategische Überlegungen, die zum Bau der Maginot-Linie führen

Geprägt von den Schrecken des Ersten Weltkriegs begannen bereits kurz nach seinem Ende die Militärs aller europäischen Nationen mit der Aufarbeitung der gesammelten Erfahrungen. Sie alle einte der Wunsch, einen derartig brutalen Stellungskrieg zu vermeiden. Gleichzeitig kamen sie jedoch auch zu der Erkenntnis, dass die Landesverteidigung weiterhin auf starken Befestigungen an den eigenen Grenzen fußen sollte. Die Logik der Militärs war schlicht: Wenn sich ein Stellungskrieg nicht vermeiden lässt, dann sollen die Soldaten wenigstens aus durch Bunker heraus kämpfen.

In Frankreich war die Situation sogar noch etwas komplexer: Der Erste Weltkrieg hatte das Land ausbluten lassen. Es wurde quasi eine komplette Generation junger Männer getötet, verstümmelt oder sie litten unter den traumatischen Folgen des Krieges. Obendrein zählte Frankreich mit 40. Mio. Menschen deutlich weniger Einwohner als der Deutschland (80 Mio. Einwohner).

Man hätte also nicht genug Soldaten aufbringen können, um die Grenze effektiv verteidigen zu können. All das zusammen führte schnell zu der Idee, Frankreichs Grenzen durch einen neuen Festungswall zu schützen.

Es verwundert also nicht, dass es bereits wenige Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs Überlegungen zum Bau eines neuen Verteidigungswalls entlang der deutsch-französischen Grenze gab.

Paul Painlevé, zwischen 1925 und 1919 Kriegsminister von Frankreich, befasste sich bereits mit dem Thema. Letztlich ist es aber seinem Nachfolger André Maginot zu verdanken, dass Frankreich das Bauvorhaben in die Tat umsetzte. Es war quasi eine seiner ersten Amtshandlungen als neuer Kriegsminister, das Parlament über den Bau des neuen Verteidigungswalls gegen Deutschland - später bekannt als Maginot-Linie - abstimmen zu lassen.

Maginot

"Wir konnten kaum davon träumen, eine Art Große Mauer von Frankreich zu bauen, die ohnehin viel zu teuer wäre. Stattdessen haben wir mächtige, aber flexible Mittel zur Organisation der Verteidigung vorgesehen, die auf dem dualen Prinzip beruhen, das Terrain voll auszunutzen und überall eine kontinuierliche Schusslinie zu etablieren.“

André Maginot
1877 - 1932

Auszug aus einer Rede von André Maginot, die er am 10. Dezember 1929 vor dem französischen Parlament hielt.
Er versuchte die Parlamentarier von dem Bau einer neuen Festungslinie an der deutsch-französischen Grenze zu überzeugen.

Maginot

Wer war eigentlich André Maginot?

Maginot wurde am 17. Februar 1877 in Paris geboren. Er war lange Zeit Mitglied des öffentlichen Dienstes und wurde 1910 in die französische Abgeordnetenkammer gewählt. Bereits drei Jahre später stieg er zum Unterstaatssekretär im Kriegsministerium auf. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er schwer verwundet, was ihn zeitlebens verkrüppelte.

Also kehrte er 1915 in die Politik zurück. Maginot wiederholte Forderungen, Frankreich solle die Ostgrenze zu Deutschland durch neue Verteidigungsanlagen schützen, um einen erneuten Angriff zu verhindern, begannen ab 1929 endlich Früchte zu tragen.

Er trat im Juli 1929 sein neues Amt als Kriegsminister an. Seine Aufgabe war die Reorganisation der Armee, die durch den Ersten Weltkrieg regelrecht ausgeblutet und in einem desolaten Zustand war. Er erreichte zusammen mit dem damaligen Kriegsminister Paul Painlevé, dass von der Regierung außerdem zwei Kommissionen eingerichtet wurden:

Die Kommission zur Verteidigung der Grenzen (auch CDF genannt) erhielt vom Abgeordnetenhaus den Auftrag, die Linienführung sowie die Organisation einer künftigen Festungslinie zu Deutschland zu planen und die voraussichtlich entstehenden Kosten zu ermitteln. Parallel beauftragte man eine zweite Kommission (CORF) mit der Umsetzung dieser Pläne.

André Maginot

Der offizielle Startschuss zum Bau der Maginot-Linie erfolgte am 14. Januar 1930. In einer großen Abstimmung bewilligten 90% aller Abgeordneten den Bau dieser neuen Verteidigungslinie. Maginot begleitete fortan die Planungen und Bauarbeiten. Er beaufsichtigte sie und gab die entscheidende Richtung vor. Die Fertigstellung der Maginot-Linie erlebte er jedoch nicht mehr, denn er starb am 7. Januar 1932 – lange Zeit vor Fertigstellung der Festungskette, die bis heute seinen Namen trägt.

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