Landesfestung Ingolstadt

Die Festungsstadt Ingolstadt bzw. der erste Festungsgürtel rund um die Stadt

Wegen seiner strategischen Bedeutung wurde Ingolstadt bereits im 16. Jahrhundert durch Herzog Wilhelm IV. zu einer Landesfestung ausgebaut. Immerhin kreuzten sich bei Ingolstadt wichtige Straßen, die von Regensburg nach Ulm bzw. von Nürnberg nach München führten. Und Ingolstadt lag direkt an der Donau – einer der wichtigsten Wasserstraßen in der Region. Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges erfolgten weitere Aus- und Umbauten der Festungsanlage zum Schutz der Stadt und Handelswege.

Die Geschichte der neuzeitlicheren Festungen rund um Ingolstadt begann allerdings mit den Napoleonischen Feldzügen. Bonaparte ließ nach seiner kampflosen Einnahme der Stadt große Teile der damaligen Stadtbefestigung schleifen. Nach Ende der napoleonischen Zeit und dem Wiedererstarken des Königreichs Bayern als Ergebnis des Wiener Kongresses erfolgte daher der Neubau von Festungsanlagen nahe der Kernstadt. Die Arbeiten begannen im Jahr 1828 und zogen bis 1849.

Obwohl es bereits während dieses Wiederausbaus der Stadt zur Festung erste Pläne gab, diese durch vorgelagerte Werke zusätzlich zu schützen, entstand der erste Festungsgürtel rund um die Stadt erst nach 1859, eigentlich sogar erst in den 1860er-Jahren im Zusammenhang mit den Verwerfungen des Deutsch-deutschen Krieges (1866). Die Bauarbeiten konnten bis 1871 abgeschlossen werden.

Die Notwendigkeit, die Stadt durch vorgelagerte Forts zu schützen, leitete sich von aktuellen Entwicklungen der Artillerie ab. Es kamen erste Hinterlader mit gezogenem Lauf auf, die eine deutlich höhere Reichweite konventioneller Vorderlader hatten. Insofern boten die just errichteten Befestigungen keinen ausreichenden Schutz der Stadt vor Artilleriebeschuss.

Landesfestung Ingolstadt

Landesfestung Ingolstadt

Der äußere Festungsgrürtel rund um Ingolstadt

Es mag irgendwie widersinnig erscheinen: Aber kurz nach Abschluss der Bauarbeiten des ersten Festungsgürtels zum Schutz Ingolstadts begannen 1875 bereits die Bauarbeiten zum zweiten, dem äußeren Festungsgürtel rund um die Stadt.

Dieser war abermals notwendig, weil sich die Artillerie innerhalb weniger Jahre rasant weiterentwickelte. Die Geschütze wurden immer moderner und ihre Reichweite erhöhte sich stetig (siehe: Entwicklung der Artillerie nach 1870). Der erste, kurz vor den Toren der Stadt liegende Gürtel aus Forts, bot keinen ausreichenden Schutz mehr. Kurz darauf kamen sogar sogenannte Brisanzgranaten auf (siehe: Entwicklung moderner Brisanzgranaten). Auch darauf galt es zu reagieren, indem man die Baupläne noch zu errichtender Fort modifizierte bzw. bereits im Bau befindliche Werke verstärkte. Die Arbeiten an dem äußeren Festungsgürtel konnten 1895 abgeschlossen werden.

Gruson-Panzerdrehtürme - die Besonderheit der Forts Wettstetten (IIIa) und Kösching (IVa)

Gruson: Hartguss-Panzerturm

Manuell betriebener Gruson-Panzerdrehturm für zwei 15cm Ringkanonen // Quelle: *)

Weitere Informationen:

- Deutsche Panzerfestungen.
- Deutsche Panzertürme - Modelle.

Alles in allem besteht der äußere Festungsring aus sieben Zwischenwerken und neun detachierten Forts. Sie haben untereinander einen Abstand von fünf bis acht Kilometern.

Über die Festungen selbst ist heute in Archiven wenig zu finden. Es handelte sich um Polybonalbefestigungen, die von einem nassen Graben umgeben waren. Ihre Baupläne ähneln sich, sind aber nicht identisch.

Besonders das Forts IIIa (Wettstetten) und Fort IVa (Kösching) unterschieden sich von den übrigen Festungen maßgeblich: Hier wurden seinerzeit moderne Gruson-Hartgusspanzertürme eingebaut, wie man sie auch in Metz (Fort Kameke) oder von den Festungen des zweiten Festungsgürtels rund um Köln kennt (Fort IVb Vogelsang). Die übrigen Festungen wurden teilweise mit gepanzerten und drehbaren Beobachtern bestückt. Einen von Ihnen kann man heute noch im Fort VI (Prinz Karl) besichtigen.

Von diesen Befestigungsanlagen ist heute nur noch das Fort VI Prinz Karl bei Katharinenberg erhalten. Die übrigen Festungen wurden nach Ende des Zweiten Weltkriegs von den Amerikanern gesprengt.

*) Quelle der Zeichnung: Source gallica.bnf.fr / Bibliothèque nationale de France // Ecole d'application de l'artillerie et du génie. Cours de fortification. IIe partie. Organisation de détail de la fortification actuelle. 4e section. Des cuirassements employés dans la fortification. 3 leçons / par le Cpt du génie Vallernaud // 1895

Empfehlenswerter Link: Interaktive Karte - Lage der Festungen rund um Ingolstadt.

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