Festung Modlin (Polen)

In den 1830er-Jahren begann Zar Nikolaus I. als Reaktion auf polnische Aufstände die Stadt Modlin zu einer Garnisonsstadt auszubauen. Russische Truppen sollten von hier aus drohende Aufstände in der Region unterbinden und zugleich die Westgrenze des Zarenreichs im Fall der Fälle verteidigen. Immerhin lag Modlin damals im Dreiländereck zwischen Preußen, Österreich-Ungarn und eben dem Zarenreich.

Nikolaus I. benannte die Festung Modlin seinerzeit auch in Festung Nowogeorgiewsk um. Obendrein wurde die Stadt Teil einer Festungskette, zu der auch Warschau, Iwangorod und Brest-Litowsk gehörten. Besonderes Merkmal der Festung Modlin war, dass in den Jahren auch eine gut zwei Kilometer lange Kaserne entstand, die als letzte Verteidigungslinie dienen sollte. Eines der letzten Bauwerke dieser Phase war der 1844 errichtete Getreidespeicher direkt an der Mündung des Flusses Narew in die Weichsel.

Ab der 1860er-Jahre, konkret mit dem Krim-Krieg, den Russland gegen das Osmanische Reich führte, verschlechterten sich die Beziehungen zu Preußen und Österreich-Ungarn. Insbesondere die Kuk-Monarchie in Wien sah durch die russischen Expansionspläne auf dem Balkan seine eigenen Interessen dort gefährdet. Russland begann abermals seine Westgrenze zu sichern - zumal die Festungen aus den 1830er-Jahren bereits als veraltet galten.

Also begann man in den 1880er-Jahren Modlin abermals militärisch auszubauen. Es entstand rund um die Stadt ein Ring moderner Festungen (siehe Gürtelfestung, Geschichte des Festungsbaus). Sie lagen gut zwei bis vier Kilometer vor den Toren der Stadt. Ironie der Geschichte war allerdings, dass sie mit ihrer Fertigstellung bereits als veraltet anzusehen waren. Zwischenzeitlich gab es immer modernere Geschütze mit zunehmender Reichweite und man erfand neuartige Sprenggranaten, deren Zerstörungskraft die herkömmlicher Granaten weit übertraf. Die just errichteten Festungen boten der Stadt keinen ausreichenden Schutz mehr, was dazu führte, dass russische Militärstrategen lange Zeit über die Aufgabe der Festung Modlin nachdachten. Es kam allerdings anders ...

Anfang des 19. Jahrhunderts entschied man sich abermals zum Ausbau Modlins mittels modernerer Artilleriebefestigungen. Sie sollten deutlich weiter vor den Toren der Stadt liegen und einen zweiten Festungsring um diese bilden. Der Bau dieser Befestigungsanlagen dauerte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs - genauer gesagt: bis kurz vor dem deutschen Angriff auf die Stadt im zweiten Kriegsjahr.

1915 näherten sich dann erstmals deutsche Truppen der Stadt. Die Russen gingen davon aus, die Frontlinie nicht halten zu können - wohl aber die Festungsstadt Modlin. Eine Aufgabe der Stadt war für sie auch undenkbar, denn sie mauserte sich in den Jahren zuvor zu einer der größten Festungsstädte in Europa und galt aus russischer Perspektive als "Symbol russischer Herrschaft in Polen". Ein nicht zu unterschätzender Aspekt. Man ging also davon aus, dass die Linie fallen, aber die Stadt wiederum weiterhin und über viele Monate hinweg ein Widerstandszentrum sein wird.

Es kam jedoch ganz anders: General Hans Beseler wurde zur Belagerung der Stadt eigens von Belgien an die Ostfront verlegt. Er verfügte über Truppen, die sich schon erfolgreich an der Belagerung von Antwerpen beteiligten. Im August 1915 begannen die Kämpfe um die Festung Modlin. Sie dauerten allerdings und komplett anders als erwartet nur wenige Tage. Den Deutschen fielen damals mehr als 1.500 Geschütze und Millionen Granaten in die Hände. Waffen und Munition, die an anderen Frontabschnitten dringend benötigt wurden.