Preußische Festungen in Deutschland zwischen 1815 und 1871

Geschichtlicher Hintergrund: Preußen, das Kaiserreich und seine Festungen


Preußen im 18. Jahrhundert

"Andere Staaten besitzen eine Armee; Preußen ist eine Armee, die einen Staat besitzt."

Graf Mirabeau
1749 - 1791

Graf Mirabeau war ein französischer Politiker. Anlässlich des Todes des preußischen Königs Friedrich II. beschrieb er die Besonderheit Preußens mit den o.g. Worten.

Denkt man an Preußen, denken viele Menschen zuerst an den preußischen Militarismus, dessen Grundlage Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640-1688) nach den enormen Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges legte. Sein Enkel und Nachfolger Friedrich Wilhelm I. mit seiner Regentschaft zwischen 1713-1740 ging sogar als "Soldatenkönig" in die Geschichtsbücher ein, indem er das Staatswesen sortierte und der Gesellschaft einen soldatischen Stempel aufdrückte. Unter seiner Ägide wurde das Militär zum führenden Instrument der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung machte. In der Rangfolgte des Hofes standen in jener Zeit beispielsweise hochgestellte Offiziere an der Spitze.

Der Tradition folgte sein Sohn: Friedrich II., den wir aus den Geschichtsbüchern "Friedrich den Großen" kennen bzw. den seine Untertanen liebevoll den "Alten Fritz" nannten. Die von ihm forcierte Ausweitung der Verwaltung und Wirtschaft diente letztlich dem Ausbau Preußens als Militärmacht in Europa. Offiziere wurden nach ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Militärdienst meist als Beamte eingesetzt, so dass sich ein zum Gehorsam verpflichtetes Beamtentum bildete. Damit drangen militärische Tugenden in das öffentliche Leben ein und prägen dieses noch heute. Unabhängig davon musste sich Preußen aber auch seinen Widersachern stallen. Friedrich der Große führte das damals eher kleine und unbedeutende Preußen durch verschiedene Kriege und Konflikte und zu späterer Bedeutung.

Preußen im 19. Jahrhundert bis zur Reichsgründung 1871

Preußische Könige zwischen 1815 bis zur Reichsgründung 1871: Friedrich Wilhelm III. - Friedrich Wilhelm IV. - Wilhelm I.

Preußen entwickelte sich Ende des 18. Jahrhunderts und später im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer der fünf entscheidenden Mächte in Europa. Insbesondere die Nachbarschaft zu Österreich und Russland führten dazu, dass man die Südost- und Ostgrenzen des Königreichs befestigte. Seinerzeit baute man bspw. die Städte Brieg und Neisse zu mächtigen preußischen Festungen aus.

Dann kamen die Napoleonischen Kriege und die Unterwerfung deutscher bzw. preußischer Regionen unter den Willen von Napoleon Bonaparte. Für die Preußen war das eine schwierige Zeit, weil sie Napoleon zeitweise unterlegen waren. Spätestens aber seit dem Ende jener Ära und den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 mauserte sich das Königreich zu der im deutschen Sprachraum bedeutendsten Militärmacht - weiterhin wetteifernd mit Österreich und auch weiterhin seine Grenzen zum russischen Zarenreich im Blick habend.

Preußen und das Deutsche Kaiserreich nach 1871

Europa anno 1900:
Deutschland / Österreich-Ungarn / Russland

Mit der Krönung Wilhelm I. zum preußischen König begann dann eine neue Zeit. Reichskanzler Otto von Bismarck verstand in einer geschickten Außenpolitik. Die bereits in der napoleonischen Zeit entstanden Ressentiments zwischen Preußen und Frankreich führten zum Deutsch-französischen Krieg 1870/71, bei dem Frankreich eine schmachvolle Niederlage hinnehmen musste und die wichtigen Regionen Elsass-Lothringen an Deutschland abtreten musste. Damit war eigentlich schon der Grundstein künftiger Kriege gelegt, weil das Verhältnis beider Länder durch Feindschaft und Misstrauen geprägt war.

Am 18. Januar 1871 dann wurde im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Damit entstand erstmal in der Geschichte ein deutscher Nationalstaat. Das Kaiserreich bestand aus dem Königreich Preußen, 24 weiteren Bundesstaaten. Kurz darauf, nach Ende des Deutsch-französischen Krieges 1870/71 kamen Elsass-Lothringen hinzu. Dominiert wurde das Kaiserreich von Preußen bzw. preußischen Königen. Das verwundert wenig – bedenkt man, dass damals gut 40 Mio. Menschen in Deutschland lebten, wo denen gut 25 Mio. allein im Königreich Preußen wohnhaft waren. Der erste deutsche Kaiser war Wilhelm I.. Er regierte bis zu seinem Tod im Jahr 1888. Ihm folgte Friedrich III., der kurz darauf verstarb. Kaiser Wilhelm II. bestieg den Thron.

Preußischer Festungsbau zwischen dem Wiener Kongress 1815 und der Reichsgründung 1871


Geografischer Fokus:
  • Anfang des Jahrhunderts galt es, in Europa wieder politische Stabilität herzustellen. Sollte Frankreich abermals einen Expansionsdrang verspüren, wollte man gewappnet sein.

  • Daher entstand im heutigen Belgien die sog. Wallington-Barriere. Preußen hatte die Aufgabe, mit neuen Festungen rund um Köln und Koblenz das Rheinland zu sichern und der Deutsche Bund errichtete weiter südlich die Festungen Mainz, Landau oder Ulm.

  • Der deutsche Festungsbau konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Sicherung seiner westlichen Grenze gen Frankreich.

  • Die östliche Grenze zu Russland oder Österreich konnte vernachlässigt werden, weil bis in die 1860er-Jahre hinein die drei Staaten eine "Heilige Allianz" ebenfalls zum Schutz von Europa vor einem potenziell aggressiven Frankreich bildeten.

Der Festungsbau:

Das war die Zeit des ersten großen Umbruchs im deutschen Festungsbaus. Fortan setzten deutsche Ingenieure auf modernere Polygonal-Befestigungen.

Das Festung Ehrenbreitstein gilt heute als eine der ersten Festung dieser Art auf deutschem Boden. Ferner begann man mehrere Forts ringförmig um den zu schützenden Ort herum zu errichten. Ihr Abstand zur Stadt bzw. ihr Abstand untereinander bemaß sich an der (damaligen) Reichweite der Artillerie.

Diese Forts konnten autonom agieren, sie beherbergten sowohl die Artillerie als auch die Infanterie und konnten sich mit ihrer Festungsartillerie gegenseitig decken. Der Grundriss viele Festungen dieser Zeit erinnerte aber noch immer Stark an die Form einer (vorgeschobenen) Bastion, was Baupläne der Festungen des inneren Festungsrings rund um Köln zeigen.

Quelle: Artillerieunterricht für die k. u. k. Festungsartillerie, VI. Teil Einrichtung der beständigen Befestigungen. Kuk-Hof- und Staatsdruckerei, 1914

Preußische Festungsbauprojekte:
  • Festung Köln - ab 1816
    Bau des inneren Festungsrings, linke Rheinseite, neupreußische Manier

  • Festung Köln - ab 1841
    Bau des inneren Festungsrings, rechte Rheinseite, neupreußische Manier

  • Festung Koblenz - ab 1817
    Ausbau der Stadt zu einer preußischen Festungsstadt und Bau der Feste Ehrenbreitstein (1817 - 1828), neupreußische Manier

  • Festung Königsberg - ab 1841
    Bau des inneren Festungsrings

  • Festung Boyen - 1847-1855
    Ausbau der Stadt zu einer
    preußischen Festung

  • Festung Küstrin - ab 1850
    Ausbau der Stadt zu einer
    preußischen Festung

  • Festung Minden - ab 1816
    Neubau der Stadtbefestigung und insb. Bau des neuen Bahnhofs ab 1847 mit seinen drei neupreußischen Forts zum Schutz desselben.

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