Grundriss und Merkmale des Biehler-Fort

Quelle: Artillerieunterricht für die k. u. k. Festungsartillerie, VI. Teil Einrichtung der beständigen Befestigungen. Kuk-Hof- und Staatsdruckerei, 1914

Die grundsätzliche Form eines Biehler'schen Forts überrascht nicht: Es ist eine Polygonal-Befestigung - einem Festungsbaustandard jeder Zeit, der sich bereits Jahrzehnte zuvor durchgesetzt hatte.

Alexis Henri Brialmont, ein belgischer Festungsbauingenieur, nutzte solche Festungen bereits in den 1860er-Jahren, um Antwerpen zu schützen.

Die Grundform geht auf die Überlegungen Montalemberts zurück, der bereits Ende des 18. Jahrhunderts empfahl, sich (endlich) von der bastionären Befestigungsschule zu verabschieden.

Der Umriss eines Forts mit polygonalen Bauform bildet ein Vieleck - die Deutschen favorisierten eine Lünette. Man nennt die feindwärts gerichteten Linie Face (oder Front) und die rückwärtigen Linien Kehle. Sie werden verbunden von den beiden Flanken. Das direkte Umfeld einer Festung bezeichnet man als Glacis. Sie sollte optimalerweise ansteigend sein (um einen Sturmlauf feindlicher Einheiten zu erschweren) und keine Hindernisse aufweisen, die entweder die Sicht verdecken oder Angreifenden gute Deckung geben.

Der Grundriss einer solchen Festung kann gradlinig sein (siehe obere Zeichnung). Im Regelfall setzte man aber auf einen gebrochenen Grundriss (siehe Zeichnung).

Aus der Face (also der Front der Festung) ist die Feuerwirkung in erster Linie in das Vorfeld (die Glacis), aus den Flanken erfolgt die Feuerwirkung aus den Flanken in die Intervalle und aus der Kehle in den rückwärtigen Raum.

Umgeben war eine solche Festung von einem tiefen Graben, der - zusammen mit anderen baulichen Maßnahmen - die Sturmfreiheit gewährleisten soll. Damit sind alle Einrichtungen gemeint, die dazu dienen, Angreifende den Zugang zur Festung mit allen Mitteln zu verwehren.

Grundriss eines Biehler'schen Einheitsforts (frühre Bauphase)

Grundriss eines Biehlersches Einheitsforts

Merkmale eines Biehler'schen Einheitsforts

Ein wesentliches Merkmal neupreußischer Festungen bzw. seiner Weiterentwicklung dem Biehlerfort ist (im Gegensatz zu altpreußischen Festungen oder gar Bastionärbefestigungen), dass man durch Wälle alle Werke der Festung der Feindsicht zu entziehen versucht, um möglichst keine Ziele für einen direkten Artilleriebeschuss zu bieten. Deswegen verfügen diese Festungen über ein sehr niedriges Profil. Obendrein waren diese Festungen (meist) als Fünfeck angelegt, so dass sich keine Toten Winkel ergeben.

  • Das Biehler-Fort war in erster Regel ein Artilleriefort.
    Es gibt aber auch Ausführungen mit infanteristischer Unterstützung.

  • Bewaffnet waren diese Werke mit Geschützen unterschiedlicher Kaliber. Sie reichten von 70 mm, 80 mm bis 150 mm. Die Geschütze waren unter freiem Himmel positioniert (offene Kampfstellungen).

  • Die Mauern des Forts wurden aus schweren Backsteinen errichtet und hatten eine Stärke von 1-3 Metern.

  • Die Außenmaße des Werks variierten in einzelnen Fällen: Es gibt kleinere Forts mit den Maßen 285 x 165 Metern (jeweils von den äußeren Mauerteilen gemessen) und größere Versionen mit 354 x 200 Metern.

  • Das gesamte Fort war umgeben von einem tiefen Graben, in dem Verteidigungsstellungen vorhanden waren, um die Sturmfreiheit zu unterstützen.

  • Der Graben war im Regelfall 9 Meter breit (reichte aber auch bis zu 11 Metern) und war mindestens 6,5 Meter tief - es gibt auch Ausführungen mit bis zu 9 Metern Tiefe.

  • Zentral für die Nahverteidigung und Sturmfreiheit des Forts war einerseits die Kaponniere. Sie befand sich in der Mitte der beiden Fronten und von hier aus konnte man sowohl die linke als auch die rechte Ausläufer des Grabens bestreichen.

  • Ferner verfügten die Forts an der linken und rechten Schulter weitere Kaponnieren. Von hier aus wurde der Grabenabschnitt verteidigt, der die Flanken der Festung schützte.

  • Wichtigstes Merkmal und später mit dem Aufkommen neuer Brianzgranaten ein großes Problem waren die offenen Geschützstellungen. Sie befanden sich oberhalb der Unterkünfte und Versorgungsräume im vorderen Teil der Festungsanlage.

  • Auf der Kehlseite wiederum war eine große Kaserne zur Unterbringung der Soldaten. Dort befand sich auch der Eingang zur Festung, der häufig mit Zugbrücken und Schießscharten gesichert wurde.

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