Festung Koblenz


Anfang des 19. Jahrhunderts: Die napoleonischen Kriege sind vorbei. In Europa soll nun endlich wieder Frieden herrschen und während des Wiener Kongresses 1814/14 einigten sich die Fürsten- und Königshäuser in Europa auf eine neue Ordnung. Einer der Gewinner war das Königreich Preußen, denn ihm wurden unter anderem weite Landstriche im heutigen Westdeutschland zugesprochen. Dazu gehörten etliche linksrheinische Gebiete - auch die strategisch wichtige Stadt Koblenz, wo die Mosel und der Rhein zusammenfließen, was damals die Verkehrsader schlachthin war. Diese Regionen waren in gewisser Weise nun der Schutzwall gegen Frankreich, das noch immer territoriale Ambitionen dort hatte. Für den preußischen König Friedrich Wilhelm III. war das ein Glücksfall. Denn erstmals konnte sich Preußen in Gebiete ausdehnen, von denen man zuvor nur zu Träumen wagte. Und natürlich war eine der ersten Aufgaben, diese neuen Besitztümer militärisch zu sichern.

Historische Karte der Stadt Koblenz

Historische Karte der Festungsstadt Koblenz
Wikipedia: Unknown, Koblenz Stadtplan 1905, Veränderter Ausschnitt, CC0 1.0

Also erging bereits 1815 vom Preußenkönig die Order, die strategisch wichtige Stadt Koblenz zu einer befestigten Stadt auszubauen. Die Planungen sahen etliche Festungswerke vor, mit denen man den Zusammenfluss der Mosel mit dem Rhein angemessen schützen wollte. Man hatte noch immer Sorge, dass sich Frankreich erneut dieses Ortes bemächtigen will - vielleicht nicht gleich, denn der Gegner war vorerst gezähmt. Aber später.

Dem Wunsch des Königs entsprechend entstand daher zwischen 1815 und 1834 rund um die (damalige) Stadt Koblenz ein neues Festungssystem, welches aus der Stadtbefestigung selbst und etlichen vorgelagerten Werken bestand. Aber was sag ich: Eigentlich wurde an den Festungen viel, viel länger gewerkelt. Ständig nahm man Erweiterungen und Verbesserungen vor, so dass ein einzigartiger Mix unterschiedlicher Epochen und Baustile entstand. Während die Anlagen des linken Rheinufers noch an mittelalterliche Bauten erinnern oder sich an die Renaissance anlehnen, findet man bei den Anlagen auf der rechten Rheinseite bereits Elemente späterer preußischer (Standard-) Festungen, die eigentlich erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert zum Einsatz kamen. Die noch heute zu bestaunende Festung Ehrenbreitstein gehörte dazu. Aber auch Bollwerke wie die Feste Kaiser Franz, die sich nördlich der Stadt befand und von der aus man die Mosel sichern konnte. Oder die Festungen Großfürst Konstantin beziehungsweise die Feste Alexander. Namensgeber waren jeweils die Könige mit Preußen verbündeter Länder während der napoleonischen Kriege.

Diese Seite gibt Dir einen kurzen Überblick über diese Werke, von denen heute meist nur noch klägliche Reste vorhanden sind. Etlichen Bauten wurden nämlich nach Ende des Ersten Weltkriegs und als Folge des Versailler Vertrags in den 1930-Jahren geschliffen. Das bedeutet nichts anderes, als dass man sie entmilitarisierte und letztlich dem Erdboden gleich machte. Auch wenn von dieser großen Festungsgeschichte heute nicht mehr viel übrig geblieben ist und eigentlich nur noch die Festung Ehrenbreitstein ein Highlight darstellt, ist die Stadt Koblenz natürlich stolz auf die Vergangenheit und vermarktet sie touristisch. Der nachfolgende Link führt Dich daher zu einem Flyer der Stadt Koblenz, der die Lage der Festungen ziemlich gut veranschaulicht.

Preußische Festungen rund um Koblenz im 19. Jahrhundert

Preußische Festungen rund um Koblenz im 19. Jahrhundert


Auch wenn die eindrucksvolle Festung Ehrenbreitstein heute als historisches Militärdenkmal eine herausragende Stellung hat, gab es rund um Koblenz noch weitere Festungen. Das ebenfalls gezeigte Fort Asterstein ist eines von ihnen. Teilweise kann man Größe und Imposanz der anderen Festungswerke heute nur noch erahnen, weil sie teilweise gar nicht mehr vorhanden sind. Oder man kann sich ihre Lage auf alten Karten ansehen, weil Sie als Folge des Versailler Vertrages geschleift wurden, was nichts anderes bedeutet, als dass man sie abreißen musste.

Festung Ehrenbreitstein

Festung Ehrenbreitstein - Koblenz - Deutschland

Festung Ehrenbreitstein - Koblenz - Deutschland

Die wuchtige Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz liegt auf einer Anhöhe, von der aus man den Zusammenfluss der Mosel und des Rheins beherrschen kann. Die Ursprünge der heutigen Wehranlage reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Und noch bis in das 19. Jahrhundert hinein galt die Festung als uneinnehmbar – einerseits wegen ihrer Lage und andererseits, weil der Feind im Fall eines Angriffs durch weitere Festungen und Forts des Festungsverbunds attackiert werden konnten (siehe Fort Asterstein).

Die Art und Weise wie sich Ehrenbreitstein heute präsentiert wurde Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt. Seinerzeit fiel die gesamte Region als Ergebnis des Wiener Kongresses von 1814/1815 dem Königreich Preußen zu. Kurz darauf ließ König Friedrich Wilhelm II. Koblenz zu einer preußischen Festungsstadt ausbauen.

Das Ergebnis: Lange Zeit galt Koblenz daher als die Stadt in Europa mit dem umfangreichsten Festungssystem. Gleichzeitig galten alle Wehranlagen als ausgesprochen modern, denn sie folgten allesamt der sogenannten „neupreußischen Befestigungsmanier“ – also den neusten Erkenntnissen preußischer Ingenieure zur Verteidigung strategisch wichtiger Orte.

Im Fall eines Krieges sollte Ehrenbreitstein von (nur) 1.500 Soldaten verteidigt werden. Ihnen standen alles in allem 80 Geschütze unterschiedlicher Kaliber zur Verfügung. Typisch preußisch war auch, dass zur Verteidigung der Anlage nicht auf Söldner gesetzt wurde, sondern die Mannschaft aus Berufssoldaten oder Wehrpflichtigen bestand. Ehrenbreitstein stand bis 1890 im aktiven Dienst. Dann galt die Festung angesichts der sprunghaften Entwicklung der Artillerie als veraltet. Man hätte sie im Fall eines Angriffes innerhalb kurzer Zeit mit modernen Geschützen – kombiniert mit den just entwickelten Sprenggranaten (siehe Brisanzgranatenkrise) in Stücke schießen können.


Fort Asterstein
Fort Asterstein - Festung Koblenz

Fort Asterstein - Koblenz - Deutschland

Das Fort Asterstein wiederum wurde zwischen 1819 und 1826 errichtet. Endgültig mit Truppen belegt wurde es jedoch erst im Jahr 1830. Namensgeber war der preußische General Ernst Ludwig von Aster. Das Fort hatte zusammen mit anderen Werken (Fort Rheinhell, Werk Glockenberg und der Bienhornschanze) die Aufgabe, Koblenz und das Fort Ehrenbreitstein gegen möglichen Artilleriebeschuss zu schützen und bildete somit einen südlichen Vorposten. Wie bereits erwähnt ist heute vom Fort Asterstein nur noch das zweistöckige Reduit vorhanden. Es ist ein (fast) runder Bau, der einen Dreiviertelkreis bildet. Da das Reduit nicht nur Kaserne für die Truppen war, sondern auch Rückzugsstellung, wenn die übrigen Teile der umliegenden (nicht mehr vorhandenen) Festung überrannt wurden, wählten die Architekten den kreisrunden Grundriss. So konnten die Soldaten das Gebäude in alle Richtungen verteidigen. Das ist eine Besonderheit beim Festungsbau, den man sonst ziemlich selten sieht.




Weitere Festungen zum Schutz von Koblenz im 19. Jahrhundert

  • Fort Rheineck: Es befand sich im Norden der Festung Ehrenbreitstein. 1927 wurde es komplett geschleift.

  • Fort Bleidenberg: Diese Festung basierte auf den Grundmauern eines französischen Forts und wurde 1827 bzw. 1841 von den Preußen ausgebaut. Es befindet sich nordwestlich von Ehrenbreitstein. 1850 folgte abermals eine Erweiterung, bei der u.a. ein Reduit entstand, welches heute noch vorhanden ist. Der übrigen Teile des Forts wurde 1927 geschleift.

  • Fort Rheinhell: 1859 errichtete man südlich des Forts Asterstein ein Erdwerk, welches zwischen 1864 und 1868 zum Fort Rheinhell ausgebaut wurde. Auch diese Festung wurde im letzten Jahrhundert geschleift, so dass heute nicht einmal mehr Reste zu sehen sind.

  • Die Bienhornschanze, an die heute nur noch eine gleichnamige Straße erinnert, entstand 1857 ebenfalls anfangs als Erdwall. Sie befand sich südlich des Fort Rheinhell und war auf die südwestliche Front ausgerichtet.

  • Werk Glockenberg: Dies befand sich südlich des Forts Asterstein und westlich des Fort Rheinhell. Anfangs war es ein kleines Festungswerk mit einfachem Geschützturm. 1841 erfolgte eine Erweiterung. Wie sollte es auch anders ein: Das Werk Glockenberg wurde ebenfalls 1927 als Ergebnis des Versailler Vertrages geschleift.

  • Wiederum südwestlich des Zusammenflusses der Mosel mit dem Rhein veranlasse König Friedrich Wilhelm III. den Bau der Feste Kaiser Alexander. Das war die größte Befestigungsanlage bei Koblenz; sie war dreimal so groß wie die bereits erwähnte Festung Ehrenbreitstein.

  • Zur Feste Alexander gehörte das vorgelagerte Fort Großfürst Konstantin, die Schanze Großfürst und die Batterie Hübeling bzw. die Moselbatterie. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurden sie komplett eingeebnet. Heute sind lediglich noch das Reduit und der Torbau vorhanden.

  • Wie bereits gesagt: Im März 1815 verfügte Friedrich Wilhelm III., dass Koblenz zur Festung ausgebaut werden soll. Nordwestlich der Kernstadt errichtete man dazu auf einer kleinen Anhöhe die Feste Kaiser Franz. Wie so viele Festungsanlagen rund um Koblenz fielen große Teile der Feste Kaiser Franz dem großen Schleifen im Jahr 1927 zum Opfer – als Folge des verlorenen Ersten Weltkriegs bzw. des Versailler Vertrages. Heute sind von der Festung noch einige Mauerreste und das Kernwerk vorhanden.

Festung

Weitere Informationen:

Ich sagte es ja bereits: Etliche Festungsanlagen rund um Koblenz wurden in den 30-Jahren des letzten Jahrhunderts niedergerissen. Im Festungsbaujargon spricht man von "schleifen". Man kann sich die Mächtigkeit der damals errichteten Bollwerke heute kaum noch vorstellen. Die Stadt Koblenz war allerdings so freundlich und hat einen Plan erstellt, dem man die Lage und Größe der damaligen Festungen gut entnehmen kann. Folge einfach dem Link ... Lageplan der Festungen rund um Koblenz

Darüber hinaus gibt es eine inhaltlich spannende und aufwendig gestaltete Dokumentation über die Großfestung Koblenz, die ich Dir nur ans Herz legen kann.

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