Reichsland Elsass-Lothringen von 1871 - 1918

Reichsland Elsass-Lothringen - historischer Hintergrund

Das Reichsland Elsass-Lothringen war ein Verwaltungsgebiet des Deutschen Reichs von 1871 bis 1918. Die ursprünglich zu Frankreich gehörenden Provinzen fielen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 an das Deutsche Kaiserreich. Aus damaliger deutscher Sicht war dies ein Glücksfall. Dann nun hatte man einen Puffer zwischen den beiden, sich feindlich gegenüberstehenden Nationen. Erstmals seit langer Zeit konnte das Kaiserreich die Grenze sichern - und zwar auf französischem Territorium. In späteren Militärstrategien kam dem Reichsland eine immer wichtigere Rolle zu - siehe dazu den nächsten Abschluss über den Schlieffen-Plan von 1905.

Die Annexion 1871 führte in ganz Frankreich zu einer Welle nationaler Entrüstung. Aus französischer Sicht gehörte das Gebiet zur "Grande Nation", die Zwangsabtretung war demzufolge ein nicht hinnehmbarer Verlust. So verurteilte der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) den Versuch, "aus einem Elsässer oder einem Lothringer einen preußischen Untertan machen zu wollen". Während viele Franzosen ihre Heimat verließen, wanderten Deutsche ins "Reichsland" ein, insbesondere Beamte und Militärs. Schon 1875 stellten sie fünf Prozent der Bevölkerung, 1890 etwa zehn Prozent und 1910 ganze 15 Prozent. Die deutsche Verwaltung, die die Franzosen als Fremdherrschaft interpretierten, verfolgte stark repressive Germanisierungspolitik, was immer wieder zu Konflikten führte. Verboten war das Singen der Marseillaise und die Verwendung französischer Hoheitssymbole.

Die Elsass-lothringische Frage erhielt mit Beginn des Ersten Weltkriegs neue Brisanz. Frankreich wollte seiner Forderung nach Rückgabe der Provinzen Nachdruck verleihen und konzentrierte anfangs die Angriffe in diesem Gebiet. Sie konnten jedoch keine nachhaltigen Erfolge erzielen und mussten sich nach deutscher Gegenoffensive auf eigenes Staatsgebiet zurückziehen.

Der Versailler Vertrag regelte schließlich die Eingliederung von Elsass-Lothringen in Frankreich. Die anfängliche Freude vieler Elsass-Lothringer wurde durch die rigide Assimilationspolitik Frankreichs aber erheblich gedämpft. Elsass-Lothringen blieb über Generationen hinweg ein "Zankobjekt" der beiden benachbarten Staaten und seine Bewohner wechselten innerhalb von drei Generationen viermal ihre Staatsangehörigkeit.

So war das damals: Begründung der Annexion

Erster Weltkrieg - Zweisprachigkeit der Bevölkerung im Reichsland Elsass-Lothringen - 1914

Historische Karte vom Reichsland Elsass-Lothringen.

Ich kann das heute gar nicht nachvollziehen: Anfang des letzten Jahrhunderts war es für viele Deutsche selbstverständlich, dass Elsass und Lothringen wieder zum Deutschen Kaiserreich gehören. Sie sind gar nicht auf die Idee gekommen, dass das ein Unrecht sein könnte. Und sie beriefen sich auf die Geschichte. Ich zitiere mal das Buch "Karten und Skizzen zum Weltkrieg 1914/15", in dem ausführlich auf das Thema eingegangen wird:

"Geschichtlich hatte Elsass-Lothringen früher immer zu Deutschland gehört. Schon durch den Meersener Vertrag, durch den das gewaltige Reich Karls des Großen endgültig in West- und in Ostfranken (heute Deutschland) geteilt wurde, war etwa die Grenze gefunden, die 1000 Jahre später im Frankfurter Frieden 1871 wieder festgesetzt wurde."

So ... damit ist die Annexion legitimiert (aus damaliger und deutscher Sicht jedenfalls). Und wem das noch nicht reichte, dem wurde die oben gezeigte Karte vorgelegt. Sie galt als weiterer Beweis, dass die Region zu Deutschland gehört, weil dort ja mehrheitlich auch Deutsch gesprochen wird. Wir kennen das aus heutiger Zeit. Russland hat mit dieser Argumentation der Ukraine die Krim weggenommen.

Ist doch putzig, wie sich die Argumentationsmuster für Unrecht über die vielen Jahre hinweg nicht änderten. Doch eines möchte ich gern an dieser Stelle klarstellen: Unrecht wird nicht aufgehoben - auch wenn ich eine schöne Gesichte darüber erzähle und mit Ereignissen längst vergangener Zeiten versuche zu begründen. Unrecht bleibt Unrecht.

Strategische Bedeutung des Reichslands

Erster Weltkrieg - Kämpfe in den Vogesen - Kriegsverlauf 1914

Erster Weltkrieg - Kämpfe in den Vogesen - Kriegsverlauf 1914

Die enorme strategische Bedeutung des Reichsland Elsass-Lothringen für die Kriegspläne des Deutschen Kaiserreichs gegen Frankreich habe ich bereits an anderer Stelle beschrieben.

Die enormen Anstrengungen zur Sicherung der Region wurden vor allem vorangetrieben, weil die Region ein Bollwerk gegen den Erzfeind sein sollte. Die Generalität rechnete damit, dass hier die Franzosen bei einer erneuten kriegerischen Auseinandersetzung zuerst angreifen würden. Einerseits, um die verlorenen Gebieter wieder zurück zu gewinnen und andererseits, um von hier aus in das Kaiserreich einmarschieren zu können.

Der französische Oberbefehlshaber Joffre tat den Deutschen zu Beginn des Ersten Weltkriegs "auch genau den Gefallen". Er griff mit einer 800.000 Mann starken Armee an.

Soldaten, die an anderer Stelle fehlten, weil gleichzeitig die Deutschen über Belgien weiter nördlich in Frankreich einmarschierten (siehe Schlieffen-Plan). Anfangs konnte Joffre mit seiner Armee auch gute Geländegewinne erzielen. Dann wurde er jedoch durch eine Gegenoffensive zurückgeschlagen - sogar hinter die einstigen Linien, die bis dahin die Landesgrenze darstellten.

Natürlich wird auch auf dieses Ereignis im Buch "Karten und Skizzen zum Ersten Weltkrieg 1914/15" ausführlich eingegangen. Die Inhalte dieses Werks sind natürlich von den Sichtweisen deutscher Autoren der damaligen Zeit geprägt. Man darf das dort Geschriebene nicht unter heutigen Gesichtspunkten auf die Goldwaage legen. Mir geht es hier jedoch um einen Einblick in die damalige Zeit und Sichtweisen. Deswegen zitiere ich das zuvor genannte Buch.


Weitere Informationen:
- Reichsland Elsass-Lothringen in Zahlen. Quelle: Weltbild
- Historisches Portrait von Elsass-Lothringen. Quelle: Deutsche Schutzgebiete
- Wissenswertes über Elsass-Lothringen. Quelle: Wikipedia

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