Festung Köln

Denkt man an Köln, fallen einem spontan viele Dinge ein: Köln, Kölsch, Karneval. Den Dom sollte man nicht vergessen. Die wenigsten Menschen verbinden Köln mit einer wuchtig ausgebauten und vor Waffen starrenden Festungsstadt des 19. Jahrhunderts. In gewisser Weise nachvollziehbar, weil viele Festungsanlagen auf Geheiß des Versailler Vertrages 1919 geschleift werden mussten. Heißt: sie mussten abgerissen werden. Und noch weniger Menschen wissen, dass es in und um Köln im Verlauf der Jahrhunderte eigentlich vier Befestigungssysteme gab: Die alte Stadtmauer, die schon von den Römern errichtet wurde, die mittelalterliche Staddtmauer und den inneren sowie den äußeren Festungsring, die im 19. Jahrhundert von den Preußen errichtet wurden. Ich konzentriere mich auf die beiden zuletzt genannten Befestigungsanlagen - also die preußischen Festungen. Um zu verstehen, warum just Köln von einer Vielzahl kleiner und großer Forts umgeben wurde (und warum ausgerechnet von den Preußen), muss in der Zeit zurückgehen.


Warum wurde Köln zu einer Festungsstadt der Preußen?

Napoleon Bonaparte / Quelle: Historische Postkarte

Napoleon Bonaparte
Quelle: Historische Postkarte

Europa Ende des 18. Jahrhunderts: Das revolutionäre Frankreich befand sich seit 1792 im Krieg mit mehreren europäischen Großmächten. Die Idee war, die französische Revolution zu exportieren. Napoleon Bonaparte war der Führer dieser Bewegung. Der Expansionswille Frankreichs richtete sich insbesondere gegen Deutschland, welches damals aus einer Vielzahl kleiner Staaten bestand. Napoleon und seine Truppen gewannen die Kontrolle über sie, lösten sie auf und fassten sie zu neuen (größeren) Einheiten zusammen, installierte Vasallen als Statthalter, die ihm verpflichtet waren. Die so geschaffenen Rheinbundstaaten sollten ein Gegengewicht zu den Großmächten Preußen und Österreich darstellen.

Napoleons Vorherrschaft in Europa konnte erst mit der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 gebrochen werden. Den durch den gescheiterten Russlandfeldzug geschwächten napoleonischen Truppen stand eine Allianz aus Preußen, Österreich, Schweden und anderen Staaten gegenüber. Napoleon zog sich mit den Resten seiner Armee hinter den Rhein zurück.

Nun galt es, in Europa die alte Ordnung wieder herzustellen - was nicht hieß, die alten Grenzen wieder aufleben zu lassen. Die mächtigen Monarchen Europas trafen sich zum Wiener Kongress 1814/15 und einigten sich auf eine neue Friedensordnung. Landesgrenzen wurden neu gezogen und den Siegern fielen Landstriche zu, die zuvor nicht zu ihnen gehörten. So ging das gesamte Rheinland beispielsweise an Preußen, weil man in dem Königreich eine Schutzmacht sah, die dauerhaft verhindern sollte, dass Frankreich nochmals seine Grenzen über den Rhein hinweg verschiebt. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. traute Frankreich naturgemäß nicht. Noch während des Kongressen erließ er die Order, die Städte Koblenz und Köln zum Schutz neu befestigen zu lassen.

Ganz nebenbei bemerkt: Historiker gehen davon aus, dass die französische Vorherrschaft über Deutschland ein wichtiger Grundstein für die später so häufig zitierte deutsch-französische Feindschaft war. Fest steht, dass sich damals unter französischer Herrschaft in Deutschland (welches es damals genaugenommen noch gar nicht gab) ein Nationalbewusstsein entwickelte - gepaart mit einer antifranzösischen Haltung.

Festung Köln - der innere und äußere Festungsring um die Stadt aus dem 19. Jahrhundert

Festung Köln - innerer und äußerer Festungsring - schematische Darstellung

Festung Köln - innerer und äußerer Festungsring - schematische Darstellung

Die Initiative für die Festung Köln ging im Jahr 1815 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. aus. Alles in allem wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts an dem Bollwerk gearbeitet. Ganz unabhängig davon waren die vielen Modernisierungen, die während dieser Zeit und darüber hinaus immer wieder an den Festungen vorgenommen werden mussten. Das alles geschah in mehreren Wellen: nach und nach entstanden so der innere und äußere Festungsring rund um die Stadt. Köln galt zeitweise als die am besten befestigte Stadt in Europa.

Festung Köln - innerer Festungsring

Nach dem Abzug französischer Truppen 1815 aus Köln war schnell klar, dass die alte Stadtmauer - obwohl sie immer wieder modernisiert wurde - einem erneuten Angriff nicht standhalten würde. Also erging vom preußischen König die Order, die Stadt neu zu befestigen. Es entstand der "innere Festungsgürtel" rund um die Stadt. Es entstanden insgesamt 14 detachierte Fort und neun Zwischenwerke - sogenannte Lünetten. Man konzentrierte sich dabei auf die linke Rheinseite, wo allein elf Forts und sieben Lünetten entstanden.

Architektonisch waren diese Forts symmetrische und hoch aufragende Backsteinbauten. Ihr Bau erfolgte in mehreren Stufen. Bereits im September 1825 besuchte der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Stadt, um die ersten Fort feierlich einzuweihen und offiziell dem Militär zu übergeben. 1863 konnte schlussendlich das letzte Fort fertiggestellt werden. Der in den letzten fünfzig Jahren entstandene Festungsring um die Stadt zählte in Europa zu den modernsten Verteidigungsanlagen.

Alles in allem bestand der Festungswall aus mehr als 180 einzelnen Bauwerken. Die zuvor genannten Forts und Lünetten waren also nur ein kleiner (wenn auch bedeutender) Teil des inneren Festungsrings um die Stadt.

Interessant ist, dass man nur einigen Festungen einen Namen gab. meisten wurden sie der Einfachheit halber mit römischen Ziffern durchnummeriert.

Festung Köln - äußerer Festungsring

Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Artillerie rasant weiter. Die sogenannten Hinterlader mit gezogenem Lauf kamen auf den Markt. Sie hatten eine deutlich höhere Reichweite und Treffgenauigkeit als herkömmliche Geschütze. Das war für die Forts des inneren Rings eine ernsthafte Bedrohung (siehe: Entwicklung der Artillerie). Deswegen entschied man im noch jungen Kaiserreich, einen den just errichteten Forts vorgelagerten äußeren Festungsring zu errichten. Also begann 1873 die zweite bedeutende Bauphase der Festung Köln, die letztlich bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 anhielt.

Der äußere Festungsring sollte einen Durchmesser von 16 Kilometern haben und weit vor der Stadt liegen. Die neuen Forts wurden nach einem standardisierten Bauplan des Generals der Infanterie Hans Alexis von Biehler - sie werden heute als "Biehlersche Einheitsforts" bezeichnet. Der Plan umfasste insgesamt zwölf Fort, bei denen es sich um Infanterie- und moderne Artilleriewerke mit Panzertürmen aus deutscher Produktion handelte. Außerdem sollten 23 kleinere Werke entstehen, um die Räume zwischen den Hauptwerken zu decken.

Fertigstellung des neuen Festungsring war 1880. Er galt jedoch schon 1886 wegen des Aufkommens neuer Brisanzgranaten als veraltet. Just errichtet mussten sie modernisiert werden. Da sich zwischenzeitig die Prioritäten verschoben haben, der militärische Ausbau der Festungsstädte Metz und Thionville eine höhere Bedeutung hatte, gingen die Arbeiten nur langsam voran. Einige Forts wurden nicht mehr nennenswert verändert.

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Festungsgürtel Köln: Fort IX - Westhoven

Arabsalam, Westhoven Köln74, Format, Farbe, Bildschnitt, CC BY-SA 4.0

Weitere Informationen:

- Karte des inneren Festungsrings; Quelle: www.fortis-colonia.de

Weitere Informationen:

- Karte des äußeren Festungsrings; Quelle: www.fortis-colonia.de
- Polygonal-Befestigungen des 19. Jahrhunderts (interner Link)

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Festungsgürtel Köln: Fort I - Hindenburgpark

Wissenswertes über die Festung Köln

Biehlersche Einheitsfort

In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts begann das deutsche Kaiserreich seine Grenzsicherungen zu erneuern und errichtete etliche neue Festungen. Maßgeblichen Einfluss dabei hatte der Militäringenieur Hans Alexis von Biehler. Seiner Feder entsprang das sogenannte Schemafort. Dabei handelt es sich um eine Blaupause zur zügigen Errichtung neuer Festungen. Die Forts hatten die Form einer Lünette. Weil von Biehler auch an der Errichtung des äußeren Festungsrings rund um Köln beteiligt war, ist klar, dass dieses Biehler'sche Einheitsfort hier zum Einsatz kam. Siehe auch: Geschichte des Festungsbaus.

Sprengbomben

Ende des 19. Jahrhunderts wurden die sogenannten Brisanzgranaten entwickelt. Geschosse mit enormer Sprengwirkung. Sie konnten das Mauerwerk herkömmlich errichteter Festungen schnell in Schutt und Asche legen. Das galt natürlich auch für die just fertiggestellten Forts des äußeren Festungsrings rund um Köln. Als Reaktion auf diese Bedrohung modernisierte man viele Forts unter Verwendung von Stahlbeton und stählerne Panzerungen. Deswegen wurde zusätzlich vor und zwischen den Fort des äußeren Rings eine Reiche betonierter Unterstände errichtet. Siehe: Brisanzgranatenkrise.

Touristische Ziele

Einige preußische Festungen rund um Köln werden heute von Vereinen gehegt und gepflegt. Sie bieten in regelmäßigen Abständen (mindestens am Tag des Denkmals) an, sie zu erkunden. Außerdem gibt es etliche Homepages zum Thema. Alles sehr sehens- und lesenswert. Besonders interessant finde ich die Seite www.koelner-festungsbauten.de. Ich empfehle einen Besuch.

- www.koelner-festungsbauten.de
- www.tag-des-forts.de
- www.tag-des-offenen-denkmals.de

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