Festungssysteme verschiedener Länder im Überblick

Geprägt von den Schrecken des Ersten Weltkriegs, der Industrialisierung des Tötens und dem grauenhaften Stellungskrieg insbesondere an der Westfront in Belgien und Frankreich begannen die Militärs aller europäischen Nationen mit der Aufarbeitung gesammelter Erfahrungen. Obwohl alle einte, dass ein derartig blutiger und brutaler Stellungskrieg in einer künftigen Auseinandersetzung zu vermeiden sei, kamen sie jedoch auch zu der Erkenntnis, dass die Landesverteidigung auf einer starken Befestigung der eigenen Grenze fußen sollte.

Ihre Logik dabei war relativ schlicht: Wenn ein Stellungskrieg schon nicht vermieden werden kann (wovon sie alle ausgingen), dann sollten wenigstens die eigenen Soldaten angemessen durch Verteidigungsanlagen, Bunker und betonierte Stellungen heraus kämpfen, um geschützt zu sein. Die eigenen Truppen hätten so gegenüber den Angreifern einen relevanten Vorteil.

Vor diesem Hintergrund begannen etliche europäische Staaten vor oder zu Beginnen bzw. im Verlauf des Zweiten Weltkriegs mit dem Bau neuer Verteidigungsanlagen. Die bekanntesten von Ihnen sind die Maginot-Linie (Frankreich), der Ost-, West- und Atlantikwall (Deutschland) oder der Alpenwall (Italien). Selbst die neutrale Schweiz investierte in ihr Schweizer Réduit.

Deutschland


Die Anstrengungen des Deutschen Reichs beim Bau neuer Verteidigungsanlagen kann man grob in drei Gruppen teilen: Deutschland begann frühzeitig - also vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit dem Bau neuer Verteidigungsanlagen - zum Schutz der Westgrenze zu Frankreich und zum Schutz der Grenze zu Polen. Im Verlauf des Krieges (eigentlich dem Ende nahend) errichtete man Verteidigungsanlagen entlang der Nordsee- bzw. der Mittelmeerküste. Unabhängig davon galt es zuletzt die vorrückenden Russen aufzuhalten. Also errichtete das Deutsche Reich immer wieder befestigte Stellungen im Osten - es waren meist provisorische oder schnell errichtete Anlagen, die die Russen allesamt überrannten.

  • Atlantikwall [interner Link].

  • Der Friesenwall war eine Wehranlage an der Nordseeküste (Nordfriesland - Husum, Bredstedt etc.), welche gegen Ende des Weltkriegs geplant und teilw. auch gebaut wurde. Er bestand aus Schützengräben und Unterständen direkt am Seedeich sowie Panzergräben, die ins Hinterland führten. Der Bau des Friesenwalls wurde im Februar 1945 aufgegeben.

  • Ostwall [interner Link].

  • Westwall [interner Link].

  • Die Mius-Stellung war eine deutsche Verteidigungslinie am Fluss Mius in der Sowjetunion. Sie wurde von der Wehrmacht im Oktober 1941 errichtet. Russische Truppen versuchten im Dezember 1941 und Juli 1942 die Linie erfolglos zu durchbrechen. Dies gelang ihnen erst bei der Donez-Mius-Offensive im August 1943 beim Dorf Kuibischewo.

  • Der Südwall diente ab 1943 zur Verteidigung der franz. Mittelmehrküste. Ziel war, eine alliierte Invasion an den Küstenabschnitten zu verhindern. Er hatte eine Länge von 864 Kilometern und war dem Atlantikwall ähnlich.

  • Als Südostwall wurden eine Festungslinie benannt, welche das OKW zum Ende des Weltkrieges an der Südostgrenze des Deutschen Reiches errichtete. Nachdem die Verteidigung in Ungarn immer schwieriger wurde, sollte ein Stellungssystem von den Weißen Karpaten bis an den Fluss Drau die Rote Armee aufhalten, falls diese die in der Slowakei und Ungarn vorgelagerte Susanne-Stellung durchbrach.

  • Die Susanne-Stellung war eine Stellungslinie der deutschen Wehrmacht in der Slowakei und wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges am Südostwall gegen die heranziehenden Verbände der Roten Armee errichtet.

  • Unternehmen Barthold war der Deckname für den Aufbau einer deutschen Verteidigungslinien ab August 1944 im Großraum Breslau, Schlesien. Schwerpunkte waren die Gegend um Namslau und Groß Wartenberg. Die Anlage aus einem breiten Panzergraben, einem Drahtverhau aus Stacheldraht und einem dahinter liegenden Schützengraben mit Maschinengewehrnestern.

  • Der Valle Ligure schloss sich dem Südwall an und sollte die ligurische Küste schützen [interner Link].

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Sowjetunion


  • Die Küstenbatterie Maxim Gorki I war Teil der Verteidigung der Krim-Stadt Sewastopol. Sie wurde zwischen 1914 und 1934 auf einem schmalen Höhenrücken etwa fünf Kilometer nördlich des Hafens von Sewastopol erbaut.

  • Stalin-Linie: Sie wurde ab 1929 entlang der Grenze zu Polen errichtet und wurde ab 1939 durch die Molotow-Linie errichtet. Zu Beginn des Russlandfeldzuges der Wehrmacht waren beide Verteidigungslinie nur bedingt einsatzbereit.

  • Der Bau der Molotow-Linie begann ab 1939 im besetzten Polen und Litauen. Sie folgte dem im geheimen Zusatzprotokoll zwischen Hitler und Stalin vereinbarten Grenzverlauf im Osten.

  • Die Sura-Linie bestand aus Bunkern, Feldbefestigungen und Panzerabwehrgräben und wurde im Herbst 1941 angelegt, um nach einem möglichen Fall Moskaus eine Verteidigungslinie westlich der Wolga zu halten. Das Stellungssystem erstreckt sich über eine Länge von 45 Kilometern.

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Schweiz


  • Das Infanteriewerk Im Fang war eine Verteidigungsstellung der Schweiz. Es befindet sich beim Weiler Im Fang in der Schweizer Gemeinde Jaun.

  • Die Festung Heldsberg ist ein Artilleriefort, welches im Zweiten Weltkrieg und im anschließenden Kalten Krieg in Betrieb war.

  • Die Festungslinie Lona war eine Sperrstelle der Schweizer Armee mit Panzerabwehr und Artilleriefelswerken im Bezirk Riviera und Tal Riviera im Kanton Tessin. Sie umfasst 100 Befestigungsobjekte.

  • Die Limmatlinie war ein Verteidigungswall zur Sicherung des Schweizerischen Mittellandes gegen ein Einfall von Norden.

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Großbritannien


  • Die Coquet Stop Line war eine britische Verteidigungslinie - beginnend nahe der Stadt Amble, entlang des Flusses Coquet. Sie sollte im Fall einer Landung Schutz bieten.

  • General Headquarters Linie zum Schutz Londons und der mittelenglischen Industriegebiete.

  • Die Maunsell Sea Forts sind eine Gruppe künstlicher Plattformen und befestigter Türme, die vor der englischen Ostküste im flachen Gewässer der Flussmündungen der Themse und an der Westküste in der Mersey-Mündung errichtet wurden.

  • Die Taunton Stop Line war eine britische Verteidigungslinie im Südwesten England. Ihr Ziel war, im Fall einer deutschen Invasion einen schnellen Vormarsch deutscher Panzerverbände zu stoppen.

  • Tyne Stop Line - dieses Bunkersystem verläuft in Redetal in in Northumberland und von dort bis Newcastle. Ziel war, im Fall einer Landung deutscher Truppen einen mögl. Vormarsch zu stoppen, nachdem dieser an der 30 Kilometer nördlich gelegenen Coquet Stop Line abgebremst worden wäre.

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Frankreich


Das Land setzte beim Bau der Maginot Linie alles auf eine Karte und ahnte dabei natürlich nicht, dass die Deutschen ihren waffenstarrenden Festungswall durch die eigentlich mit Panzern als unpassierbar geltenden Ardennen umgehen werden. Dann überschlugen sich die Ereignisse innerhalb kurzer Zeit und Frankreich war von den Deutschen besetzt. Sie kamen gar nicht mehr zur Planung bzw. zum Bau neuer Verteidigungsanlagen [interner Link].

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Weitere Nationen


  • Belgien: Dyle-Linie - das war die belgische Hauptverteidigungslinie gegen eine mögliche deutsche Panzer-Invasion durch das belgische Zentrum in der Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs.

  • Finnland: Die Mannerheim-Linie war im Winterkrieg 1939/40 (Überfall der Sowjetunion auf Finnland) eine Verteidigungslinie zwischen dem Ladogasee und dem Finnischen Meerbusen quer über die Karelische Landenge.

  • Griechenland: Die Metaxas-Linie schützte die griechisch-bulgarischen Grenze. Sie trägt ihren Namen nach Ioannis Metaxas, der 1936 - 1941 Griechenland als Diktator regierte. Im Verlauf des deutschen Angriffs auf Griechenland, der am 6. April 1941 begann, gelang es den Deutschen, die Metaxas-Linie zu durchbrechen und weitere an der Linie verschanzte Truppen zur Kapitulation zu zwingen.

  • Slowakei: Die Rupnik-Linie war eine Linie von Festungsanlagen und ausgebauten Stellungen, die Jugoslawien entlang seiner östlichen und westlichen Grenze errichtete. Der Bau der Verteidigungslinie war eine Sicherheitsmaßnahme gegenüber Italien und später dem Deutschen Reich.

  • Polen: Die Festungszone in Ostoberschlesien umfasste Bunker und Befestigungsanlagen in Oberschlesiens. Die Anlagen wurden nach 1920 errichtet und zogen sich über eine Länge von 60 Kilometern vom Dorf Przeczyce im Norden bis nach Wyry im Süden

  • Tschechien: Der Tschechoslowakische Wall war ein Festungssystem der Tschechoslowakei entlang der Grenzen zum Deutschen Reich, zu Österreich, Polen und Ungarn, wobei weitere Linien im Landesinnern verliefen. Er galt als eines der besten Festungsbausysteme des 20. Jahrhunderts, wurde jedoch nicht vollständig fertiggestellt und konnte seinen ursprünglichen Zweck nie erfüllen.

  • Ungarn: Die Árpád-Linie war eine Festungslinie, die zwischen 1941 und 1944 in den nordöstlichen und östlichen Karpaten an der Grenze des Königreichs Ungarn errichtet wurde.
    Ziel war, Siebenbürgen, das Szeklerland und die Karpato-Ukraine vor einem mögl. russischen Angriff zu schützen. Dieser Linie vorgelagert lagen die
    Linien Hunyad-Linie und Prinz-Eugen-Linie.

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