Merkmale einer Gürtelfestung

Als Gürtelfestung bezeichnet man ein komplexes System verschiedener Festungen, die ringförmig um eine zu schützende Stadt herum errichtet wurden. Obwohl sie in einem genau festgelegten Abstand zur Stadt selbst bzw. auch untereinander platziert werden, bilden sie einen geschlossenen Verteidigungsring rund um die Stadt.

Auch wenn sich die Art und Weise neue Festungswerke im Verlauf des 19. Jahrhunderts erheblich veränderte, blieb doch das Prinzip der Gürtelfestung erhalten. Es wurde "lediglich" verfeinert. Nachfolgend zentrale Elemente einer Gürtelfestung wie sie bspw. gegen Mitte dieses Jahrhunderts errichtet wurde:

Quelle: Artillerieunterricht für die k. u. k. Festungsartillerie, VI. Teil Einrichtung der beständigen Befestigungen. Kuk-Hof- und Staatsdruckerei, 1914

(1) Detachierte Forts

Eine Gürtelfestung besteht immer aus mehreren Festungswerken - sogenannten detachierten Forts. Ihre Hauptaufgabe ist, die Stadt, die sich im Zentrum der Gürtelfestung befindet, so lange wie möglich vor einer Beschießung durch feindliche Artillerie zu bewahren und zugleich die Angreifer bei ihrem Vormarsch wenigstens aufzuhalten - optimalerweise sogar zu stoppen. Dazu ist es notwendig, dass diese Forts eigenständig agieren können und im Fall eines Angriffs nicht von außen versorgt werden müssen.

Anfangs unterschied man zwischen drei Arten von Forts:

  • Nahkampfstützpunkte dienten der Infanterie. Sie waren Schutz und Rückzugsort zugleich.

  • Fernkampfstützpunkte bzw. Batterien waren letztlich Artillerieforts. Die Infanterie wurde nur zur Nahverteidigung im Fall eines direkten Angriffs auf die Festung benötigt. Ansonsten war die Bewaffnung des Werks ausschließlich auf den Artilleriekampf ausgerichtet.

  • Wenn es die Geländeverhältnisse notwendig machten, kamen sogenannte Einheitsforts zum Einsatz. Die waren einerseits für den Artilleriekampf ausgestattet und boten andererseits der Infanterie genügend Raum.

(2) Polygonal-Befestigungen

Sogenannte Polygonal-Befestigungen gab es zwar schon vor Einführung erster Gürtelfestungen, aber spätestens dann wurden sie bspw. in Deutschland zum Standard. Diese Festungswerke haben die Form eines Vielecks - meist einer Lünette. Bei ihnen wird auf Bastionen oder ähnliches komplett verzichtet, wobei der Grundriss einer Polygonal-Befestigung durchaus an den einer Bastion erinnert.

Polygonal-Befestigungen hatten ein deutlich flacheres Profil als herkömmliche Wehrbauten. Mit zunehmender Effizienz der Artillerie war es ein wesentliches Ziel, dem Angreifer mit seinen Geschützen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Motto: Wer nicht oder kaum gesehen wird, kann auch nicht so gut angegriffen werden.

(3) Abstände der Werke zueinander

Entscheidend beim der Planung einer Gürtelfestung waren die Abstände der einzelnen Forts zur Stadt und untereinander. Letztes hatte eine große Bedeutung.

Diese Abstände orientierten sich an der Reichweite damals genutzter Geschütze. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren das Hinterlader, mit denen man Eisenkugeln verschoss. Gemessen an späteren Geschützen hatten sie eine relativ kurze Reichweite von gut 1.500 Metern.

Also positionierte man die Forts kurz vor den Toren der Stadt und mit recht kurzem Abstand zueinander. Wichtig dabei war, dass sich die Festungen mit ihrer Artillerie auch gegenseitig decken konnten, was die Gefahr eines Nahangriffs deutlich verringerte.

Das Dumme dabei war, dass sich die Reichweite und Treffgenauigkeit der Geschütze, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden, erheblich steigerten. Das bedeutete zwei Dinge:

  • Die bisher errichteten Werke waren zu nah vor den Toren der Stadt. Sie konnten diese nicht vor feindlichem Artilleriebeschuss schützen.

  • Das Profil der Festungen war (im Vergleich zu Festungen früherer Jahrhunderte) zwar schon flacher, aber nicht flach genug. Mit zunehmender Treffgenauigkeit neuer Geschütze stieg abermals die Gefahr, eine große Anzahl an Wirkungstreffer einstecken zu müssen.

Diese Probleme erklären auch, warum verschiedene Städte (Köln, Metz, Antwerpen) von mehreren Festungsgürteln umgeben sind.

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