Panzerfestung Kaiserin
Die eindrucksvolle Feste Kaiserin (franz. Groupe fortifié Jeanne d'Arc) wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und befindet sich auf einer Anhöhe westlich von Metz. Sie gehört zum äußeren Festungsring rund um die Stadt und bildet einen Verbund mit der Feste Leipzig im Norden und der Feste Kronprinz, die südliche gelegen ist. Dieser Teil des Verteidigungsrings wurde besonders stark ausgebaut, weil man im Fall eines erneuten Krieges mit Frankreich den Hauptangriff erwartete.
Viele Festungen des zweiten Verteidigungswalls von Metz galten damals als die modernsten Festungen, die das deutsche Kaiserreich errichtete – so auch die Feste Kaiserin. Lange Zeit hielten die Militärarchitekten an kompakt errichteten Festungsanlagen fest und versuchten diese Bauform obendrein noch durch Standardisierung möglichst effizient zu errichten. Das Biehlersche Einheitsfort ist ein guter Beweis dafür. Dann – gegen 1890 – änderte sich sprunghaft die Waffentechnik. Geschütze mit gezogenen Rohren gab es schon seit einiger Zeit. Mit ihnen erhöhte sich die Reichweite und Treffgenauigkeit der Artillerie. 1890 hingegen begann man ferner die Geschosse mit Explosivstoff zu füllen. Festungen herkömmlicher Bauweise konnten so innerhalb kurzer Zeit in Bruch und Trümmer gelegt werden. Ein einziges und gut platziertes Explosivgeschoss konnte ganze Teile einer Festung auf einem Schlag zerstören. Im kaiserlichen Deutschland sprach man seinerzeit von der Brisanzgranatenkrise, weil den Militärs schlagartig klar war, dass alle just rund um Metz errichteten Festungen (des ersten Festungsrings) quasi unbrauchbar waren. Also ersannen die Militärarchitekten einen neuen Festungstyp. Eine ähnliche Entwicklung gab es übrigens auch in Frankreich. Während man jedoch in Deutschland diesen neuen Typ als „Feste“ bezeichnete, sprechen die Franzosen von einer „aufgelösten Formation“. Die Grundideen sind in jedem Fall gleich:
Die Festungsanlagen wurden nicht mehr kompakt errichtet, sondern man verteilte einzelne Werke im Gelände und nutzte so die natürlichen Gegebenheiten aus, um sie zu schützen. Die Feste Kaiserin (und um die geht es hier ja eigentlich) umfasst insgesamt vier über das Festungsgelände verteilte Artillerie- und mehrere Infanteriewerke.
Gleichzeitig grub an die bunkerähnlichen Bauten in die Erde, so dass sie von der Feindseite komplett von einem Erdwall geschützt sind. Das diente zum Schutz vor feindlichem Artilleriebeschuss mit Sprenggeschossen. Die Kehlseite der Kasernen war frei zugängig.
Anders als zuvor besaß die Kehlseite der Werke jedoch keine Fenster mehr wie die Festungen, die noch einige Jahre zuvor errichtet wurden. Sie waren bunkerähnlich – ohne Öffnungen, sondern ausschließlich mit Belüftungsanlagen ausgestattet. Bis auf wenige Ausnahmen folgen viele Infanteriewerke der Feste Kaiserin diesem Bauprinzip. Das gilt insbesondere für die mächtige Zentralkaserne (siehe Titelbild).
Last but not least verzichtete man auf Geschützstellungen unter freiem Himmel. Man schütze die Artillerie vielmehr durch schwere Panzerkuppeln, so dass durch feindliche Artillerie nicht mehr so leicht ausgeschaltet werden konnten. Diese Panzertürme waren drehbar, um der eigenen Artillerie mehr Flexibilität zu verleihen. Im Gegensatz zu französischen Panzertürmen waren die der Deutschen jedoch nicht versenkbar.