Festungsbau zwischen dem Wiener Kongress 1815 bis zur Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871

Deutschland – wie wir es kennen – gab es seinerzeit noch nicht. Der deutschsprachige Raum war geprägt von einer eine Vielzahl weniger großer aber etlicher kleiner Fürstentümer sowie dem übermächtigen Königreich Preußen. 1815 wurde auch der Deutsche Bund gegründet (1815-1866) - ein Zusammenschluss souveräner Fürsten und freie Städte, dem aber auch Dänemark, die Niederlande und Österreich angehörten. Er wurde gegründet, um seinen Mitgliedern mehr Sicherheit nach außen und innen zu geben. Zwei Aufgaben verfolgte er: (1) Wurde ein Mitglied angegriffen (und hier dachte man seinerzeit vornehmlich an Frankreich), sollten die anderen Staaten des Deutschen Bundes zur Hilfe eilen. Obendrein galt es, gemeinsam die deutsch-französische Grenze zu sichern. (2) Gibt es einem Land Probleme, weil das Volk sich gegen den Souverän erhebt, sollten die übrigen Mitglieder Hilfe leisten. Damit reagierten die Fürsten auf die Erfahrungen der französischen Revolution von 1789 bis 1799.

Die nachfolgenden Ausführungen fokussieren den Festungsbau - aus der Sicht Preußens:

Geschichtlicher Hintergrund:

Diese Phase beginnt mit Ende des Wiener Kongress 1815. Die Fürstenhäuser Europas zeichneten die Landkarte Europas neu und Preußen ging als Profiteure hervor, indem man das Rheinland gewinnen konnte. Das hatte jedoch seinen Preis.

Preußische Könige:
  • Friedrich Wilhelm III.
    Regentschaft: 1797-1840

  • Friedrich Wilhelm IV.
    Regentschaft: 1840-1858

  • Wilhelm I.
    Regentschaft: 1861-1871

Geografischer Fokus:
  • Anfang des Jahrhunderts galt es, in Europa wieder politische Stabilität herzustellen. Sollte Frankreich abermals einen Expansionsdrang verspüren, wollte man gewappnet sein.

  • Daher entstand im heutigen Belgien die sog. Wallington-Barriere. Preußen hatte die Aufgabe, mit neuen Festungen rund um Köln und Koblenz das Rheinland zu sichern und der Deutsche Bund errichtete weiter südlich die Festungen Mainz, Landau oder Ulm.

  • Der deutsche Festungsbau konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Sicherung seiner westlichen Grenze gen Frankreich.

  • Die östliche Grenze zu Russland oder Österreich konnte vernachlässigt werden, weil bis in die 1860er-Jahre hinein die drei Staaten eine "Heilige Allianz" ebenfalls zum Schutz von Europa vor einem potenziell aggressiven Frankreich bildeten.

Der Festungsbau:

Das war die Zeit des ersten großen Umbruchs im deutschen Festungsbaus.

Man begann vor den meist in die Jahre gekommenen Stadtmauern vieler Städte vorgelagerte Festungswerke zu errichten. Anfangs erinnerten diese noch stark an (vorgeschobene) Bastionen - ein gutes Beispiel dafür ist der sog. "innere Festungsring" rund um Köln. Nach und nach setzte man aber immer mehr auf polygonale Grundrisse. Die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz gilt heute als eine der ersten Polygonal-Befestigung auf deutschem Boden.

Ferner begann man diese vorgelagerten Werke, die man als Fort bezeichnete, ringförmig um die Städte herumzubauen. Ihr Abstand zur Stadt bzw. ihr Abstand untereinander bemaß sich an der (damaligen) Reichweite der Artillerie. Diese war nicht weit, also lagen die Forts nur wenige hundert Meter vor der Stadt. Die Fort selbst konnten autonom agieren, sie beherbergten sowohl die Artillerie als auch die Infanterie und konnten sich mit ihrer Festungsartillerie gegenseitig decken.

Die spezielle Art, die neuen Festungen zu errichten, bezeichnete man fortan als neupreußische bzw. neudeutsche Festungsmanier.

Quelle: Artillerieunterricht für die k. u. k. Festungsartillerie, VI. Teil Einrichtung der beständigen Befestigungen. Kuk-Hof- und Staatsdruckerei, 1914

Sogenannte Gürtelfestungen entstanden jedoch nicht nur in Deutschland, sondern auch das junge Belgien begann seine wichtigen Städte damit zu schützen. Gleiches gilt für Paris.

- Polygonal-Befestigungen.
- Gürtelfestungen.

Preußische Festungsbauprojekte:
  • Festung Köln - ab 1816
    Bau des inneren Festungsrings, linke Rheinseite, neupreußische Manier

  • Festung Köln - ab 1841
    Bau des inneren Festungsrings, rechte Rheinseite, neupreußische Manier

  • Festung Koblenz - ab 1817
    Ausbau der Stadt zu einer preußischen Festungsstadt und Bau der Feste Ehrenbreitstein (1817 - 1828), neupreußische Manier

  • Festung Königsberg - ab 1841
    Bau des inneren Festungsrings

  • Festung Boyen - 1847-1855
    Ausbau der Stadt zu einer
    preußischen Festung

  • Festung Küstrin - ab 1850
    Ausbau der Stadt zu einer
    preußischen Festung

  • Festung Minden - ab 1816
    Neubau der Stadtbefestigung und insb. Bau des neuen Bahnhofs ab 1847 mit seinen drei neupreußischen Forts zum Schutz desselben.

Weitere Festungsbauprojekte im übrigen Deutschland

Deutschland (es existierte damals noch nicht in der heutigen Form) bestand natürlich nicht nur aus Preußen, sondern eine Vielzahl souveräner Fürsten und freie Städte, die sich zum Deutschen Bund zusammenschlossen und eigene Festungsbauprojekte auflegten.

x

www.festungen.info ist eine private Homepage und verfolgt keine kommerziellen Zwecke. Dennoch verwendet die Website Cookies, um Ihnen das beste Surf-Erlebnis zu ermöglichen und eine Reichweitenmessung durchzuführen. Weitere Informationen erhalten Sie in der Datenschutzerklärung.