Maginot Linie: Gros Ouvrage Hackenberg

Zugegeben: Das Gros Ouvrage Hackenberg ist kein Lost Place. Interessierte können diese Bunkeranlage der Maginot Linie, die übrigens eines der größten Ouvrage ist, ganz offiziell besuchen und sich von sachkundigen Führern alles über das Erbe André Magionts im Allgemeinen und Hackenberg im Speziellen berichten lassen.

Ich war dennoch auf den Besuch des Ouvrage Hackenberg sehr gespannt. Denn ich wollte mal sehen, wie ein solcher Bunker aussieht, wenn er gepflegt und restauriert wird. Ich verglich dann das Gesehene mit den Bunkern der Maginot Linie, die ich bisher besuchte – beispielsweise Gros Ouvrage Bréhain. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Das Artilleriewerk Hackenberg wurde in der Nähe der kleinen französischen Ortschaft Veckringen errichtet. Dort befinden sich übrigens auch die Friedenskasernen, wo die Soldaten des Ouvrages untergebracht waren, wenn die Festung nicht in Alarmzustand versetzt wurde. Flankiert wird Hackenberg von dem Gros Ouvrage du Billig und dem Gros Ouvrage du Mont-des-Welsches. Diese Dreiergruppe mächtiger Artilleriewerke stellen einen der am stärksten befestigten Abschnitte der Maginot-Linie dar. Während die Festungswerke Hackenberg und Mont-des-Welsches zum Verteidigungsabschnitt Boulay gehören, wurde Billig dem Abschnitt Thionville zugeordnet.

Das Ouvrage Hackenberg ist eines der ersten Werde der Maginot-Linie und es diente als Prototyp der vielen noch kommenden Befestigungsanlagen. Man kann das unter anderem daran erkennen, dass bei Hackenberg alles irgendwie eine Nummer größer auffällt – kein Wunder, denn damals gab es noch ausreichend Mittel zur Errichtung der Festungen. Das sollte sich später ändern.

Eine Besonderheit von Hackenberg gegenüber den meisten anderen Maginot-Festungen sind die ebenerdigen Eingangsbereiche. Sie wurden am Fuß des Hackenbergs platziert, so dass man hier – anders als üblich – nicht erst in die Tiefe steigen muss, um zu den Kasernen, zum Kraftwerk und den Hohlgängen zu gelangen. Alles in allem besteht das Ouvrage neben den zwei Eingangsbunkern (für Material und Mannschaften) über fünfzehn weitere Kampfblöcke. Wegen der geologischen Gegebenheiten wurden sie in zwei große Gruppen aufgeteilt – man könnte fast von zwei Teilfestungen sprechen. Das gesamte Werk besitzt neun 75-mm-Geschütze, fünf 135-mm-Haubitzen, vier 81-mm-Granatwerfer, sieben 37-mm-Panzerabwehrkanonen, fünfzehn Zwillingsmaschinengewehre (drei davon in Türmen verbaut) und weitere neunundfünfzig leichte Maschinengewehre. Wie alle Werke der Maginot-Linie ist Hackenberg natürlich von etlichen Drehthindernissen umgeben. Besonders ist jedoch, dass es auch gesicherte Böschungsmauern und einen Panzergraben gibt.

Während des Westfeldzuges wurde das Panzerwerk Hackenberg von der deutschen Wehrmacht umgangen. Sie setzten an anderen Stellen der Maginot-Linie ihre Schwerpunkte und wählten sich für ihren Vormarsch nicht gerade eine Region aus, wo eines der am stärksten befestigten Werke der Maginot-Linie stand. Am 6. Juni 1940 kam es dennoch zu einem Artilleriefeuer zwischen Franzosen und Deutschen. Und am 22. Juni 1940 griff Hackenberg mit seiner weit reichenden Artillerie in die heftigen Kämpfe um das unweit gelegene Gros Ouvrage Michelsberg ein.

Nach dem Friedensvertrag von Compiègne, der am 25. Juni 1940 in Kraft trat, musste der Kommandant des Werkes es kampflos an die Deutschen übergeben. Die Besatzung ging in deutsche Kriegsgefangenschaft. Diese richteten in den Folgejahren dort eine U-Verlagerung ein und produzierten kriegswichtiges Material.
=> siehe Chronik der Maginot-Linie.




Gros Ouvrage Hackenberg: Impressionen

Die untenstehenden Bilder entstanden nahe der Kampfblöcke 8 und 9 - im Bereich der Verteidigungsanlagen West des Gros Ouvrage Hackenberg. Sie stammen aus dem Jahr 2018. Die Kampfblöcke im Osten der Festung sind leider nicht zu besichtigen.

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