Propaganda im Ersten Weltkrieg 1914 - 1918
Propaganda, Fake News und alternative Fakten
Angesichts anhaltender Debatten über Fake News oder „alternative Tatsachen“ erscheint es mir angebracht, mich auf meiner Homepage auch der Kriegspropaganda während des Ersten Weltkriegs zu widmen. Denn die weltweite Auseinandersetzung wurde nicht nur blutig und brutal auf den Schlachtfeldern geführt, sondern zusätzlich perfide und raffiniert in den heimischen Wohnzimmern. Massenmedien hatten ihren Anteil daran. Sie wurden von den Mächtigen missbraucht, um der Bevölkerung ihr eigenes Bild der Situation einzuimpfen. Kritischer Journalismus? Fehlanzeige. Das gab es damals noch nicht – jedenfalls nicht nach heutigen Maßstäben. Die Kriegspropaganda der Kriegsgegner im Ersten Weltkrieg kann man eigentlich in zwei sich grundsätzlich voneinander unterscheidende Konzepte unterteilen.
Deutsche Propaganda im Ersten Weltkrieg
Die Zentralstelle für Auslandsdienst – so wurde die für die Propaganda zuständige Behörde im deutschen Kaiserreich seinerzeit bezeichnet – wurde bereits 1914 gegründet. Es folgten nach und nach weitere Institutionen wie beispielsweise das Bild- und Filmamt, (kurz BUFA) welches 1917 entstand. Beide hatten die Aufgabe, sich in der Propaganda auf die Stärken der eigenen Truppen zu konzentrieren und die Kampfmoral an der sogenannten "Heimatfront" aufrecht zu erhalten. Und es ging natürlich darum, dass die Menschen in Deutschland fleißig Kriegsanleihen zeichneten, um die Heere mit frischem Geld (also neuen Waffen und neuer Munition) zu versorgen. Die Kriegsanleihen wurden im Verlauf des Krieges besonders intensiv beworben.
Neben Flugblättern, Postkarten und Plakaten hielten schickte der Auslandsdienst und das BUFA auch zahlreiche Fotografen an die Front, um die Ereignisse auf den Schlachtfeldern festzuhalten. Der Film hingegen, der erst 1895 erfunden wurde, hatte seinerzeit noch eine geringe Bedeutung. Das gilt für beide Seiten. All diese Maßnahmen dienten dazu, die Bevölkerung von der Überlegenheit und Richtigkeit des Krieges zu überzeugen. Also stand häufig der "gute Frontsoldat" im Vordergrund. Oder man zeigte die "Normalität des Lebens an der Front" - fröhliche Soldaten im Schützengraben sitzend. Je schlechter es an der Front stand, desto stärker setzte man darauf. Ein anschauliches Beispiel für diese Vorgehensweise ist auch die Postkarte "Die brennende Wunde Frankreichs". Sie wurde in der Endphase des Ersten Weltkriegs aufgelegt und durch die "Landkarten-Handlung Dietrich Reimer" in Berlin vertrieben. Entgegen objektiver Erkenntnisse versuchte man der Bevölkerung vorzugaukeln, dass man in Frankreich riesige Landgewinne erzielte und dem Feind so eine brennende Wunde zufügte. Brennend war die Wunde in der Tat, denn beide Seiten verzeichneten Millionen gefallener und verletzter Soldaten. Nur den Landgewinn gab es so nicht - jedenfalls nicht seit der Erste Weltkrieg zum Stellungskrieg wurde.
Die Massenmedien dieser Zeit waren zweifelsfreu die Feldpostkarten. Den liebsten eine Nachricht schreiben war den Menschen ein großes Bedürfnis. Immerhin gab es damals noch kein Telefon oder andere heute selbstverständliche Kommunikationsmittel. Also schrieben die Menschen Briefe und Postkarten. Die Motive der Postkarten wiederum wurden häufig zu Propagandazwecken genutzt.
Ein schier unerschöpflicher Strom immer neuer Postkarten bot die Feldpost - also die Nachrichten, die die Soldaten von der Front ihren Liebsten in die Heimat schrieben. Die Motive, die seinerzeit dafür genutzt wurden, erscheinen heute aberwitzig - ja geradezu grotesk. Jetzt galt es allerdings, das Motiv der Postkarte und das Geschriebene irgendwie "in Einklang" zu bringen. Man wollte nicht, dass die Soldaten in Ihren Nachrichten über das Grauen an der Front sprechen. Also zensierte man die Briefe und Postkarten. Es wurden diejenigen aussortiert, die nicht zum offiziellen Bild passten.
Gleich zu Beginn des Weltkrieges - also im Spätsommer 1914 - wurde General Paul von Hindenburg zum Kriegsheld stilisiert. Der "Sieger von Tannenberg" war für die Propaganda ein gefundenes Fressen. Man hatte eine Leitfigur, die man ins Zentrum stellen konnte und man machte reichlich Gebrauch davon. Man bediente damit den Sehnsucht der Deutschen nach Größe, Erfolg, Schutz und Heldentum. Letzteres war wichtig. Man hatte mit Hindenburg eine Identifikationsfigur, die es auszuschlachten galt. Später drehte sich dies. Es gab nur wenige Heerführer, die die Rolle Hindenburgs in der Propaganda übernehmen konnten. Also wendete man sich dem einfachen, namenlosen Frontsoldaten zu. Um seinen Mut und seinen Einsatz zu unterstützen, wurden die Menschen in Deutschland aufgefordert, Kriegsanleihen zu zeichnen, so dass jeder seinen finanziellen Anteil tragen bzw. ein finanzielles Opfer für den erwarteten Sieg leisten kann.
Beispiele deutscher Propaganda-Postkarten aus dem Ersten Weltkrieg:
Quelle: Historische Postkarten, die zwischen 1914 und 1918 in Deutschland veröffentlicht wurden.