Fort de Souville
Die Kämpfe um das Fort de Souville
Im Verlauf des Jahres 1916 schien die Lage für die französischen Truppen vor Verdun aussichtslos. Das Fort Douaumont war in deutscher Hand, Fort Vaux ständig in heftigste Kämpfe verwickelt und schwerstem Artilleriebeschuss ausgeliefert. Das Fort de Souville war eines der wenigen Bollwerke der Franzosen, welches dem langsamen und blutigen Vorrücken der Front in Richtung Verdun etwas entgegenzusetzen hatte. Und das war den Franzosen auch klar:
Wenn die Deutschen die Anhöhe, auf der die Festung errichtet wurde, einnehmen könn(t)en, hätten sie "freien Lauf" in Richtung Verdun. Sie würden ihre schwere Artillerie in Stellung bringen und Verdun in kurzer Zeit dem Erdboden gleich machen. Eine für die Franzosen undenkbare Vorstellung, denn Verdun war für Frankreich ein Symbol. Undenkbar und somit nicht hinnehmbar, was bedeutet, dass sie - egal welche Verluste sie erleiden würden - die Stellung um jeden Preis halten müssen. Das gilt für die Schlacht um Verdun im Allgemeinen und hier konkret für das Fort de Souville im Speziellen.
Natürlich war sich auch der deutsche Generalstab der Bedeutung dieser Anhöhe beziehungsweise dieser Festung bewusst. Deswegen wurde es seit Beginn ihres Angriffes im Frühjahr 1916 mit Granaten bis zum Kaliber 42 Zentimeter eingedeckt.
Im Juni und Juli 1916 intensivierten sie den Beschuss abermals. In dieser Zeit entstanden auch die größten Schäden an der Festung. Ein großer Teil der Kasematten wurde zerstört, weil die viele Treffer erhielten, von denen einige sogar durch die Decke drangen und im Inneren explodierten. Und die Deutschen rückten mit ihren Schützengräben immer näher an das Fort heran. Ich muss an dieser Stelle nicht hervorheben, dass das nur unter schwersten Verlusten auf beiden Seiten möglich war. Aber ein Menschenleben zählte in der Hölle von Verdun nicht viel. Also füllte die gestorbenen Soldaten lediglich die Statistiken.
Dann - im Juli 1916 - begann sich endlich für die Franzosen das Blatt zu wenden. Die Deutschen konnten wenige Tage zuvor zwar das Ouvrage de Thiaumont erobern, aber sie kamen vor dem Fort de Souville zum Stehen (11. Juli 1916). Ein weiteres Vordringen in Richtung Verdun konnte gestoppt werden. Und die Franzosen begannen mit einer Gegenoffensive, mit der sie die Deutschen in den folgenden Monaten unter erneut blutigsten Kämpfen Meter für Meter wieder zurückdrängen konnten. [Empfehlung: Karte, die den Frontverlauf zeigt.]
Die Stelle des Wendepunkte markiert heute das Monument Lion du Souville. Es kennzeichnet den äußerten Punkt deutscher Stellungen vor Verdun.
Das Fort de Souville bei Verdun
Das Fort de Souville wurde bereits in den Jahren 1876 und 1877 als Teil der Barrière de Fer errichtet. Das war ein Verteidigungswall der Franzosen gegen Deutschland, der sich von Verdun, Toul, Épinal bis nach Belfort erstreckte. Direkt nach der Fertigstellung der Festung begannen kurioserweise auch schon die Modernisierungsarbeiten. Die Waffentechnik hatte einen Sprung gemacht und die nach altem Stil errichteten Kasematten hätten einem Beschuss kaum standgehalten. Also wurden sie mit Stahlbeton verstärkt, was dem Fort letztlich während der Kämpfe vor Verdun die beschriebene Standhaftigkeit bescherte. Sie war auch notwendig ...
Vom Fort selbst ist heute (dennoch) nicht mehr viel zu sehen, weil schlussendlich große Teile der Festung dem massiven Artilleriebeschuss nicht gewachsen waren. Um das Fort herum gab es jedoch viele Schützengräben, die man heute - gut hundert Jahre später - noch erahnen kann. Die Festungsanlage wiederum besteht (oder bestand - wie man es auch immer halten will) aus verschiedenen Werken. Das sogenannte Kernwerk wurde 1876/77 in Bruchsteinbauweise errichtet. Es hat eine unregelmäßige Siebeneckform. Ins Kernwerk integriert waren die Zentralkaserne und das Pulverlager (welches übrigens dem ständigen Artilleriebeschuss überstand. Der Kriegseingang des Forts – auch Stollenkaserne genannt – wurde erst ab 1888 im Rahmen der zuvor erwähnten Modernisierungsarbeiten errichtet. Die Besonderheit dieses Werks ist, dass es außerhalb der Kaserne liegt.
Etwas abseits gelegen befindet sich der Bussière-Turm, das große Geschütz der Festung de Souville. Es liegt etwa 100 Meter neben der eigentlichen Festung und wurde 1890 errichtet. Unter den vielen Festungen rund um Verdun ist dieser Geschützturm ein Unikat. Denn es handelt sich um einen Prototypen, der in den Jahren 1887 und 1888 im Camp de Châlons getestet wurde, jedoch nie in Serie ging. Der Turm wurde im Verlauf der schweren Kämpfe beschädigt und war nicht mehr einsatzfähig. Dennoch diente das Werk vielen Soldaten als Zufluchtsort, um zu überleben.