Das Ende der Biehler-Forts

Im Verlauf des 19. Jahrhundert, insbesondere mit und nach Einführung modernerer Geschütze mit gezogenem Lauf, erlebte die Artillerie mehrere Entwicklungssprünge jeweils mit großem Einfluss auf den Festungsbau. Mit steigender Reichweite und Treffgenauigkeit neuer Geschütze konnten die Festungsbauingenieure noch umgehen, indem sie Festungen älterer Bauweise modernisierten. Dann kamen in den 1880er-Jahren sogenannte Brisanzgranaten auf, die eine grundsätzliche Neuausrichtung des Festungsbaus notwendig machten. Warum?

Die Einführung moderner Brisanzgranaten löst beim Festungsbau eine Krise aus

Erster Weltkrieg - Westfront - deutsche Soldaten präsentieren Artilleriegranaten | Quelle: Historische Postkarte

Erster Weltkrieg - Westfront - deutsche Soldaten präsentieren Artilleriegranaten | Quelle: Historische Postkarte

Die Brisanzgranate ist also ein Langgeschoss (etwas länger als bis dahin üblicherweise im Einsatz befindlich), bei dem der innere Hohlraum so groß wie möglich gehalten wurde, um eine maximale Sprengladung aufzunehmen. Dabei wurde das relativ schwache Schwarzpulver durch Explosivstoffe wie Dynamit oder Melinit ersetzt.

Diese Geschosse wurden mit relativ geringer Anfangsgeschwindigkeit aus eher kurzläufigen Steilfeuergeschützen (Haubitzen oder Mörser) abgefeuert. Sie waren in der Regel mit Zündern mit Verzögerungsträgern bestückt und explodierten erst, nachdem sie mehrere Meter tief in die Erde eingedrungen waren.

Jeder Treffer erzeugte dabei einen riesigen Trichter und schon wenige genügten, um die Oberfläche eines Forts (wo die Geschütze in offenen Gefechtsstellungen positioniert waren) völlig umzuwälzen und untauglich für jegliche Bewaffnung zu machen. Die Gewölbe der Räume unterhalb der Brüstung wurden selbst aufgerissen, wenn sie nur mit 3 oder 4 Metern Erde bedeckt waren und nicht aus Zementbeton mit großer Dicke gebaut waren.

Brisanzgranaten bedeuteten für die Biehler'schen Forts das Ende

Durch den Einsatz der neuen Brisanzgranaten konnten Angreife eine Festung schnell niederringen. Es mussten neue Konzepte entwickelt werden, einerseits die Sturmfreiheit einer Festung auch künftig zu gewährleisten und andererseits die Festungsartillerie zu schützen. Seit langer Zeit wurde schon der Einsatz von Panzerung diskutiert. Bisher kennte man diese nur beim Schiffsbau. Dort gab es auch gepanzerte Kanonentürme. Beides wurde auf einmal auch bei Bau von Landfestungen interessant.

Für die Biehler'schen Einheitsforts bedeutete die Entwicklung das Ende. Sie wurden modernisiert und teilw. mit Panzerung nachgerüstet, aber das war ein Kompromiss. Ihre grundsätzlichen Schwächen konnten nicht getilgt werden. Das führte in Deutschland zur Entwicklung eines neuen Festungstyps, der unter Kaiser Wilhelm II. zum Standard des Festungsbaus wurde.

1) Entwicklung moderner Panzerfestungen.
2) Entwicklung neuer deutscher Panzerfestungen - die Feste.

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