Fort Domgermain
Ich berichtete schon davon, dass General Raymond Adolphe Séré de Rivières in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Aufgabe hatte, mit einer neuen Verteidigungslinie die französische Ostgrenze zum Deutschen Kaiserreich zu schützen. Es entstand die Barrière de Fer. Sie erstreckte sich Verdun im Norden über Toul, Épinal bis Belfort. Jede dieser Städte wurde mit einem Verteidigungsring umgeben, der wiederum aus mehreren Festungen bestand, die einzeln und im Zusammenschluss wirken konnten. Sie alle sperrten wichtige Verkehrswege, um im Fall eines Krieges deutsche Truppen daran zu hindern, in das französische Hinterland einzudringen oder gar bis Paris vorzudringen.
Das Fort Domgermain ist eine dieser Festungen, die Séré de Rivières errichtete. Es wurde zwischen 1874 und 1878 gebaut, wobei es im Verlauf der Jahre etliche Modernisierungen gab. Damit reagierte man auf die rasante Entwicklung der Waffentechnik gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Sogenannte Brisanzgranaten (verschossen mit modernen Artilleriegeschützen) hatten eine verheerende Sprengwirkung, weswegen das Fort Domgermin immer wieder zusätzliche Sicherungsmaßnahmen wie unterirdische Hohlgänge, bessere Bewaffnung erfuhr.
Domgermain wurde auf einer Bergkuppe westlich der Festungsstadt Toul errichtet – nahe dem gleichnamigen Örtchen. Es kann zusammen mit den Fort d’Ecrouves (nördlich gelegen) beziehungsweise mit dem Fort de Blénod (etwas südlicher erbaut) wirken. Alle zusammen hatten die Aufgabe, die Mosel und insbesondere die sich dort befindliche Eisenbahnlinie zu schützen. Beides hätte bei großen Truppenbewegungen strategische Bedeutung gehabt, weil sie die Städte Verdun und Neufchâteau mit Paris verbinden.
In den vergangenen Jahren konnte ich Domgermain mehrfach besuchen. Die Festung liegt abseits einer Ortschaft und ist frei zugängig. Man sollte jedoch etwas aufpassen, die Festung soll (angeblich) gelegentlich kontrolliert werden. Ich selbst habe das bei meinen Besuchen noch nicht erlebt, sondern nur davon gehört. Aber ganz unabhängig davon läuft dort manchmal ein Völkchen herum, welchem man nicht so gern begegnen möchte - insbesondere dann, wenn man eine Fotoausrüstung dabei hat. Und die Festung ist etwas runtergekommen. Ich kann also jedem Besucher nur raten, aufzupassen und nicht überall hinzutreten.
Die Außeranlagen fand ich immer ziemlich spannend. Das gilt insbesondere für die Casemate de Bourges, die ich auf den nachfolgenden Bildern mehrfach darstelle. Aber auch der sogenannte Innenhof mit den Unterkünften für die Soldaten ist beeindruckend. Dort findet man den typischen Baustil von damals zur Errichtung solcher Räumlichkeiten. Viele unterirdische Teile der Festungsanlage sind abgesperrt, zugemauert oder die Treppen in die Tiefe wurden zerstört. Dorthin kann man - wenn man den unbedingt möchte - nur mit größerer Mühe und gebotener Vorsicht vordringen.