Festungen in Venetien im 19. Jahrhundert
Italienische Panzerfestung ab 1900
Wie bereits gesagt: Italien begann nach seiner Unabhängigkeit im Jahr 1866 mit dem militärischen Ausbau seiner damaligen Grenzen zu Österreich-Ungarn. Es galt die Lombardei und Venetien als die nördlichsten Landesteile des jungen Königreichs Italien zu schützen. Man reagierte damit auch auf die Aktivitäten der Kuk-Monarchie, die ihrerseits in Tirol und dem Trentino etliche neue Festungen zum Schutz ihres dortigen Machtanspruches errichteten.
Die italienischen Festungen waren anfangs klassische Polygonal-Befestigungen. Teilweise griff man auch auf bereits bestehende Werke zurück, die einst von Österreich-Ungarn in der Lombardei errichtet wurden. Spätestens mit der Jahrtausendwende änderte sich der italienische Festungsbau allerdings grundlegend. Die Artillerie hatte sich nämlich in den Jahrzehnten zuvor derart weiterentwickelt, dass herkömmliche Festungswerke als veraltet galten (siehe Brisanzgranatenkrise - interner Link).
Jetzt entstanden entlang der Grenze und dabei insbesondere in Venetien moderne Panzerfestungen, deren Baupläne sich grundlegend von früheren Festungen unterschieden. Sie hatten ein deutlich flacheres Profil und wurden nicht aus Bruchsteinen gemauert, sondern aus dem neuen Baustoff Beton errichtet. Ihn armierte man (teilweise) mit Eisen oder Stahl, was den Bauten eine höhere Festigkeit verlieh. Eine wichtige Eigenschaft im Fall eines Beschusses durch feindliche Artillerie.

Quelle: Die italienische Armee, fünfte, veränderte Auflage, Verlag von L.W. Seidel & Sohn, Wien 1015
Diese modernen Panzerfestungen waren obendrein reine Artilleriefestungen, die auf den Fernkampf ausgerichtet waren. Als Hauptbewaffnung wählten die Italiener 149-mm-Kanonen, die sie durch Panzertürme (mit einer 160-mm-Stahlkuppel) schützen. Anfangs handelte es sich bei diesen Panzertürmen um Modelle der englischen Firma Armstrong, Mitchell & Co.. Später produzierte man sie in Lizenz selbst, wobei es sich dann um Modelle der französischen Firma Schneider-Creuzot handelte. Man bestellte allerdings auch in Deutschland bei der Friedrich Krupp AG.
Nach und nach kamen die Ingenieure allerdings unter Zeitdruck (warum kann ich nicht sagen) und mussten obendrein Kosten bei der Errichtung neuer Festungen sparen. Sie begannen das Baumaterial zu variieren, was sich im Verlauf der Kämpfe nach Kriegseintritt Italiens auf Seite der Entente rächen sollte. So verwendete man beispielsweise beim Fort Vereno weiterhin Beton, verstärkte diesen aber nicht in der gewohnten Weise mit Stahl oder Beton. Das Ergebnis war, dass die Wände des Werks zwar die geforderte Stärke hatten, aber keinem Beschuss mit schwerem Kaliber standhalten konnten. Oder man verstärkte den Beton statt mit Stahl mit Steinen oder Holz, was den identischen Effekt hatte. Kurzum: Diese Sparmaßnahmen führten dazu, dass viele Festungen entlang der Grenze zu Österreich-Ungarn durch die 149-mm-Kanonen mit ihrer Reichweite von sieben bis elf Kilometern zwar eine enorme Kampfkraft hatten, aber gegenüber feindlichem Beschuss unzureichend geschützt waren.