Fort d'Écrouves
Das Fort d’Écrouves ist eine wirklich eindrucksvolle Festung – wenn auch etwas heruntergekommen, weil die Anlage seit Jahren in einem Dornröschenschlaf liegt und vom französischen Militär immer wieder als Übungsgelände genutzt wird. Letzteres erklärt auch, warum man dort überall alte beziehungsweise verbrauchte Übungshandgranaten findet. Die Festung wurde zwischen 1874 und 1877 errichtet und in den Folgejahren immer wieder modernisiert. Damit sind bauliche Verbesserungen gemeint, um die Anlagen besser vor Artillerieangriffen mit Sprenggranaten zu schützen und letztlich eine (gegenüber ursprünglichen Plänen) deutliche Bewaffnung zu installieren.
In seiner letzten Ausbaustufe kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfügte das Fort d’Écouves über drei 120-mm-Kanonen, vier 220-mm Mörser plus vier 150-mm Mörser, einem dreh- und versenkbaren MG-Panzerturm, einem weiteren Panzerturm mit zwei 75-mm-Kanonen sowie einer Casemate de Bourges. Heute ist von dieser Bewaffnung nicht mehr viel zu sehen, weil sie im Verlauf des Ersten und insbesondere des Zweiten Weltkriegs entfernt wurde, um sie an anderer Stelle einzusetzen. Immerhin war das Fort d’Écouves nie in direkte Kampfhandlungen oder Artilleriegefechte verwickelt, so dass die installierten Waffen dort letztlich nutzlos waren.
Das Fort d'Ècrouves gehört zum französischen Verteidigungswall Barrière de Fer (auch Séré de Rivières System genannt) und befindet sich westlich der Festungsstadt Toul. Es ist zugleich auch die größte Festungsanlage in dieser Region. Als Bauplatz wählte man eine 385-Meter-Anhöhe auf der linken Moselseite, von der aus man die Bahnlinie nach Verdun und Paris sperren konnte. Diese Festungsanlage bildete zusammen mit den benachbarten Fort de Lucey bzw. Fort de Bruley (beide befinden sich nördlich) und dem Fort Domgermain (südlich gelegen) eine Verteidigungseinheit.
Mich beeindruckte insbesondere die dreistöckige Kaserne der Festung. Sie ist frei zugängig, aber ein Besuche muss höllisch aufpassen. Überall im Boden befinden sich Öffnungen, von denen nur einige (notdürftig) abgedeckt sind. Den nachfolgenden Bildern, die ausnahmslos in der Zentralkaserne entstanden, ist das gar nicht zu entnehmen. Ein falscher Schritt und man befindet sich (bestenfalls) ein Stockwerk tiefer oder (schlimmstenfalls) in einer Art Zisterne (selbstredend mit Wasser gefüllt), aus der es dann eigentlich kein Entrinnen gibt - jedenfalls nicht ohne entsprechende Ausrüstung und Hilfe. Leider kann man sich nur einen Teil der riesigen Kaserne ansehen, weil die Haupttreppen komplett zerstört wurden. Man gelangt ins Erdgeschoss und das erste Obergeschoss. Selbst nach langer Suche fand ich jedoch keinen Zugang zum oberen Stockwerk, obwohl ich glaube, dass es dort besonders spannend sein muss. Und ... das muss ich noch hervorheben: Der zentrale Eingangsbereich ist das Highlight. Doch auch hier achte bitte auf den baulichen Zustand. Ein Beispiel: Als ich bei meinem Besuch - völlig verzückt von diesem Raum - meine Kamera nebst Stativ platzierte machte mich mein Freund darauf aufmerksam, mir einmal die Decke (just an dieser Stelle) etwas genauer anzusehen. Und in der Tat ... sie wurde eigentlich nur noch von wenigen Streben gehalten und war bereit zum Herunterfallen.