Deutsche Gürtelfestungen im 18. und 19. Jahrhundert

Quelle: Artillerieunterricht für die k. u. k. Festungsartillerie, VI. Teil Einrichtung der beständigen Befestigungen. Kuk-Hof- und Staatsdruckerei, 1914
Als Gürtelfestung bezeichnet man ein komplexes Verteidigungssystem - bestehend aus mehreren einzelnen Festungsanlagen, die ringförmig um eine zu schützende Stadt errichtet wurden. Zentrale Aufgaben der vorgelagerten, eigenständig agierenden Forts ist es, einerseits die Stadt vor Artilleriebeschuss zu bewahren und andererseits angreifende Verbände mindestens aufzuhalten, optimalerweise sogar zu stoppen.
Der Abstand zwischen der Stadt und den vorgelagerten Festungen wurde von der Reichweite der einsetzbaren Geschütze bestimmt. Über Jahrhunderte hinweg war diese recht kurz; es wurde auf Sicht geschossen und man konnte Ziele in einer Entfernung von maximal 1.500 Meter bekämpfen. Insofern lagen auch die detachierten Forts auf Sicht zur Stadtmauer. Später änderte sich das. Die Reichweite modernerer Geschützte nahm erheblich zu, so dass die vorgelagerten Festungen auch in größerer Distanz zur Stadt zu errichten waren. Diese Entwicklung erklärt auch, warum es Städte gibt, die über mehrere Festungsgürtel verfügen (Köln, Antwerpen).
Die Art und Weise neue Festungen zu errichten hat sich im Verlauf der Jahrhunderte und speziell im Verlauf des 19. Jahrhunderts grundlegend verändert. Preußische Festungsbauingenieure gingen hier früh einen Sonderweg und führten eine komplett neue Festungsbauschule (auch Festungsbaumanier) ein. Das Prinzip einer Gürtelfestung blieb in dieser Zeit allerdings unverändert.