Festungen des Deutschen Kaiserreichs zwischen 1871 - 1918
Er war zweigeteilt. Das Kaiserreich unter Wilhelm I. hatte auf der einen Seite eine neue Grenze zu Frankreich zu sichern. Deutschland annektierte Elsass und Lothringen und begann direkt mit dem militärischen Ausbau der wichtigen Verkehrsknotenpunkte Straßburg und Metz. Gleichzeitig fühlte man sich allerdings auch von Russland bedroht und begann Städte wie Königsberg, Thron oder Posen entlang der deutsch-russischen Grenze militärisch zu sichern, um im Fall eines Krieges das Vordringen russischer Truppen (mindestens) aufhalten zu können.
Inzwischen standen den Militärs Hinterlader mit gezogenem Laufzur Verfügung, die eine deutlich größere Reichweite hatten. Im Fall Köln führte das bspw. dazu, dass weit vor den Toren der Stadt ein zweiter Festungsring erreichtet werden musste, weil der erste Festungsgürtel angesichts her höheren Reichweite nutzlos geworden war (siehe Festung Köln). Natürlich setzte man hier auf die Biehler'schen Einheitsforts, die ich zuvor erwähnte.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden sog. Gürtelfestungen zum Standard des modernen Festungsbaus. Sie bestehen aus mehreren und selbständig agierenden Forts, die ringförmig um die zu schützende Stadt herum gebaut wurden. Sie deckten sich mit ihrer Artillerie gegenseitig und verhinderten, dass Angreifende die Stadt selbst unter Feuer nehmen konnten.
Anfang der 1870er-Jahre entwickelte Hans Alexis von Biehler - er war zeitweise Chef des Ingenieurkorps und später Generalinspektor der preußischen Festungen - das sog. Einheits- oder Schemafort, welches man heute als Biehler-Fort bezeichnet. Es war letztlich eine Blaupause zum schnellen und kostengünstigen Bau neuer Festungen. In der Folge wurden rund 70 Biehler-Forts errichtet.
Der Festungsbau unter Kaiser Wilhelm I. konzentrierte sich auf den Schutz des Reichslands Elsass-Lothringen - einer nach dem Deutsch-französischen Krieg annektierten Region Frankreichs - und dem militärischen Ausbau der Grenze zu Russland. Einzige Ausnahme war Köln, die der Kaiser jedoch ebenfalls wegen seiner Nähe zu Frankreich sichern ließ.
Festung Metz - 1871-1892
Ausbau des von den Franzosen vor dem Dt-franz. Krieg begonnenen ersten FestungsringsFestung Köln - 1871-1880
Bau des zweiten Festungsrings rund um die Stadt, Köln wird zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen.Festung Straßburg - ab 1872
Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-BefestigungenFestung Königsberg - ab 1872
Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-BefestigungenFestung Thorn - ab 1873
Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-BefestigungenFestung Posen - ab 1876
Ausbau der Stadt zu einer Gürtelfestung mit modernen Polygonal-Befestigungen
Geografischer Fokus:
Die Festungsbauprogramme konzentrierten sich auf die Sicherung der Grenze zu Frankreich - also auf die einst franz. Städte Straßburg, Metz und Thionville. Die von seinem Vorgänge stark befestigte Ostgrenze wurde zwar modernisiert, es entstanden aber keine neuen Festungen mehr. Das ist durchaus bemerkenswert, weil wegen der Entwicklung der Artillerie diese eigentlich als veraltet anzusehen waren.
Die Artillerie:
Treiber des Festungsbaus war die Artillerie: In den 1880er-Jahren kamen sog. Brisanzgranaten auf, deren Wirkung die herkömmlicher Granaten in den Schatten stellte. Auf einen Schlag gelten bisherige Festungen als veraltet. Darauf mussten die Festungsbauer natürlich reagieren - nicht nur in Deutschland.
Angesicht der Bedrohung durch moderne Brisanzgranaten wurde bereits unter Kaiser Wilhelm I. bei Thorn mit dem Bau einer neuartigen Panzerfestung begonnen. Das war ein Prototyp. Es folgte die Feste Kaiser Wilhelm II. westlich von Straßburg. Sie gilt als erste Panzerfestung des deutschen Kaiserreich. Dann ging es Schlag auf Schlag: rund um Metz entstand ein zweiter Festungsring - natürlich bestehend aus diesen Panzerfestungen. Und es folgte Thionville.
- Entwicklung dt. Panzerfestungen.
- Festungen in Elsass-Lothringen.
Unter Kaiser Wilhelm II. verschob sich der Fokus der Festungsbauingenieure. Er ließ zwar nahe der deutsch-russischen Grenze in Thorn (heute Polen) neue Festungen errichten, konzentrierte seine Aktivitäten ansonsten aber gänzlich auf den militärischen Ausbau Elsass-Lothringen. Hier entstanden während seiner Regentschaft etliche Festungen, die zugleich Festungsbaugeschichte schrieben.
Spätestens mit dem Schlieffen-Plan (1906) war außerdem klar, dass Elsass-Lothringen im Fall eines Krieges mit Frankreich eine ganz besondere Rolle zukam. Es sollte ein Bollwerk gegen Frankreich sein - während die deutsche Armee über Belgien in Frankreich einmarschieren wollte - wie es dann auch 1914 geschah ...
Festung Thorn - ab 1888, Bau eines Prototyp einer künftigen Panzerfestung (Feste König Wilhelm I.)
Festung Straßburg - ab 1893
Bau der Feste Kaiser Wilhelm II. bei MutzigFestung Metz - 1899-1916
Bau des zweiten Festungsrings rund um die Stadt; später insbesondere neuer Panzerfestungen wie die Feste Kaiserin oder die Feste Kronprinz; bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren noch nicht alle Festungen fertiggestelltFestung Thionville - ab 1900
Bau moderner Panzerfestungen zum Schutz der Stadt