Regelbau 503 - Spiecherer Höhen im Saarland

Die Spicherer Höhen an der deutsch-französischen Grenze im Saarland sind heute ein beliebtes Ausflugsziel. Viele Besucher nutzen den Wald für ausgiebige Spaziergänge, führen Ihren Hund aus oder drehen beim Jogging dort eine Runde. Ihnen ist oft gar nicht bewusst, dass sie dabei auf einem wiederholt heftig umkämpften Kriegsschauplatz wandeln. Sie erahnen nicht, welch menschliches Leid dieser Fleck Erde während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 gesehen hat; sie wissen nichts von den mehr als 5.000 Soldaten, die hier ihr Leben ließen. Ab und an gibt es einige Denkmäler und Grabsteine aus der Zeit. Man sieht sie, nimmt sie zur Kenntnis und geht seines Weges. Ähnlich ist es mit den alten Bunkeranlagen und Unterständen aus dem Zweiten Weltkrieg. Ach ja: Einen alten amerikanischen Panzer gibt es dort auch. Eine kleine Sehendwürdigkeit für Besucher … man betrachtet ihn, wundert sich (warum er hier steht) und geht weiter. Ich weiß wovon ich spreche, denn ich wohne in der Region und anfangs ging es mir ebenso.


Westwall - Spichern-Stellung

Am Rand des Waldes der Spicherer Höhen befindet sich ein amerikanischer Panzer, der hier als Mahnmal aufgestellt wurde.



Ich berichte auf meiner Homepage von den Spicherer Höhen, weil sie im Zweiten Weltkrieg ein strategisch wichtiges Operationsfeld waren. Die Wehrmacht errichtete hier bereits zu Beginn des Zweiten Weltkriegs umfangreiche Schutz- und Verteidigungsanlagen. Noch heute ist der Wald von Laufgräben durchzogen. Sie sind kaum zu erkennen. Doch ein geübter Blick sieht sie natürlich. Und noch heute zeugen etliche Regelbauten von den umfangreichen Sicherungsmaßnahmen der Wehrmacht, um diese Höhe angemessen verteidigen zu können.

Das Besondere dabei ist, dass sich dieser Teil des Westwalls gar nicht auf deutschem Gebiet befindet, sondern vorgeschoben auf französischem Terrain errichtet wurde. Möglich wurde das, weil sich zu Beginn des Krieges die französischen Truppen hinter die Maginot-Linie zurückzogen und letztlich die Spicherer Höhen den Deutschen überließen. Sie nutzten diese Chance, um bereits 1939 den Höhenzug für sich zu vereinnahmen. Ein Besuch Hitlers am 24. Dezember 1939 zeugt von der Bedeutung des Saarlandes als auch dieses Höhenzuges für Nazi-Deutschland. Nachdem die Wehrmacht Frankreich im Westfeldzug überrannte wurde es wieder ruhiger um sie Spicherer Höhen. Die dortigen Stellungen waren nutzlos und gewannen erst wieder im Jahr 1944 an Bedeutung – als sich nämlich für Deutschland das Blatt gewendet hatte und man am Zurückweichen war. Seinerzeit wurde der Spicherer Berg auch in der Form ausgebaut, die man heute noch begutachten kann. Es gab Schanzen, betonierte Unterstände, die bereits erwähnten Laufgräben und ausgeklügelte Tankfallen.


Regelbau 503 auf den Spicherer Höhen:

Die Spicherer Höhen sind heute komplett bewaldet und durchzogen von diversen Fußwegen. Geht man jedoch etwas abseits dieser Wege, findet man überall noch die alten Laufgräben, die die einzelnen Westwall-Bunker miteinander verbunden haben. Im Regelfall findet man irgendwann auch kleinere Unterstände für die Soldaten. Und es gibt drei Regelbauten vom Typ 503.

Dabei handelt es sich um Maschinengewehr-Kasematten, die insgesamt für sechs Soldaten ausgelegt waren und zur Rundumbeobachtung über ein Periskop verfügten. Teilweise sind diese Regelbauten noch geöffnet, so dass man ins Innere Gelangen kann. Dort ist natürlich nichts mehr vorhanden (außer Dreck, den frühere Besucher zurückließen). Doch man sieht sehr schön den Aufbau dieses Regelbaus. Er verfügt über einen gesonderten Eingangsbereich mit der obligatorischen Gasschleuse, einem dahinter liegenden Mannschaftsraum, in dem die Soldaten lebten sowie einem Vorratsraum. Und es gibt natürlich den sogenannten Kampfraum, in dem ein schweres Maschinengewehr (installiert auf einer Lafette) positioniert war. Geschützt wurde der MG-Raum durch eine 10 Zentimeter dicke Stahlplatte.

Der guten Form halber muss ich darauf hinweisen, dass es gefährlich ist, alte Bunker des Westwalls zu betreten. Wenn man es denn unbedingt tun möchte, sollte man über eine angemessene Ausrüstung verfügen und das natürlich auch nicht allein machen. Man weiß nie, was einem im Inneren solcher Regelbauten erwartet.



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